Der insektenfreundliche Rasen hat 8 Vorteile

Insektenfreundliche Rasen-Kräuter

Das Insektensterben ist in aller Munde. Willst du etwas dagegen tun und deinen Garten insektenfreundlicher gestalten? Dann probier es mit einem insektenfreundlichen Rasen.

Warum es sinnvoll ist, einen insektenfreundlichen Rasen anzulegen, welche Vorteile er bringt und wie du den Rasen anlegst und pflegst, erfährst du hier.

Was unterscheidet einen Zierrasen von einem insektenfreundlichen Rasen?

Üblicherweise besteht ein Rasen aus einer dichten, grünen Grasnarbe, in dem für ein ebenmäßiges Bild jedes Unkraut bekämpft wird. Diese sogenannten Unkräuter werden mit Unkrautvernichtungsmitteln oder manuell mit Gartenwerkzeugen entfernt.

Dabei bleibt unberücksichtigt, dass es sich bei den „Unkräutern“ im Rasen um Wildkräuter handelt, die eine wichtige Funktion für Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge oder auch für Käfer und Ameisen erfüllen.

Insekten wie Schwebfliegen oder Hummeln, Schmetterlinge wie der Aurorafalter oder Zitronenfalter und auch Käfer und Ameisen finden beispielsweise im „Unkraut“ Gundermann in den Blüten Nektar und Pollen.

Ein Rasen, in dem Unkräuter wie beispielsweise Gundermann und Gänseblümchen, Klee und Löwenzahn wachsen und blühen dürfen ist damit ein insektenfreundlicher Rasen.

Bedenkt man, dass rund ein Viertel der in Deutschland vorkommenden Insektenarten als vom Aussterben bedroht gelten, hilft ein insektenfreundlicher Rasen den Insekten bei der Futtersuche und bei der Brutpflege und damit beim Überleben.

Wie legt man einen insektenfreundlichen Rasen an und wie pflegt man ihn?

Die beiden wichtigsten Aspekte für Anlage und Pflege eines insektenfreundlichen Rasens sind:

  • Den Rasen nicht so oft mähen und
  • Unkraut wachsen lassen.

Üblicherweise wird ein Rasen je nach Wachstumsbedingungen ein- bis zweimal wöchentlich gemäht. Mähst du den Rasen nur alle zwei oder drei Wochen oder noch seltener, werden sich Wildkräuter von alleine ansiedeln. Entweder durch Samenanflug oder weil Tiere wie Ameisen die Samen im Garten einbringen und verteilen. Für einen Kräuterrasen muss also nichts gesät oder gepflanzt werden.

Tummeln sich bereits Unkräuter im Rasen, lass sie in Zukunft wachsen. Können sich die Pflanzen bis zur Blüte entwickeln, sind sie eine wichtige Futterquelle für Insekten.

Willst du nicht alle Rasenflächen auf diese Weise sich selbst überlassen, wähle einen kleinen Teil des Rasens aus, in dem in Zukunft die insektenfreundlichen Wildkräuter wachsen dürfen. Mähe diesen Abschnitt seltener als bisher.

Alternativ kannst du während der Blüte von Wildkräutern wie Klee auch ein kleines Stück des Rasens wie eine Insel ungemäht lassen. Vielleicht kennst du das von Margeriten? Viele Leute lassen sie bis nach der Blüte stehen. Die Methode funktioniert ebenso bei Wildpflanzen.

Welche Vorteile hat ein Kräuterrasen gegenüber anderen Rasenarten?

1.   Ein Kräuterrasen verbraucht weniger Energie

In der Regel wird der Rasen mit einem Rasenmäher, Rasentraktor oder einer Motorsense bearbeitet. Diese Gartengeräte verbrauchen Energie in Form von Strom oder Benzin. Mähst du den Rasen seltener, verbrauchst du weniger Energie.

2.   Ein Kräuterrasen braucht keinen Unkrautvernichter

Einige Gartenbesitzer nutzen Unkrautvernichtungsmittel, um Wildkräuter im Rasen zu beseitigen. Wer auf diese verzichtet, schont die Umwelt, schützt Insekten und Boden.

3.   Ein Kräuterrasen muss nicht gedüngt werden

Ein klassischer Zier- oder Gebrauchsrasen muss öfter gedüngt werden. Werden dabei mineralische oder synthetische Düngemittel hergestellt, ist das nicht nachhaltig. Denn sie sind oft aufwendig in der Herstellung und verbrauchen zum Teil fossile Energieträger.

Überlässt man den Rasen sich selber, kann auf diese Art der Pflege verzichtet werden. Führt das zu spärlicher bewachsenen oder kahlen Stellen, so können sich darauf Wildkräuter wie das Hirtentäschel oder Nachtkerzen ansiedeln, die auf lichtere oder offene Stellen angewiesen sind.

4.   Ein Kräuterrasen spart Wasser

Ein gleichmäßig grüner Rasen muss öfter bewässert werden, insbesondere während der immer häufiger auftretenden Trockenphasen und Hitzeperioden.

Ein Kräuterrasen muss nicht bewässert werden. Sobald Regen fällt, regeneriert sich der Rasen von selbst. Es kann Wasser gespart werden.

Zudem werden durch den längeren Mäh-Rhythmus die Pflanzen größer, beschatten dadurch den Boten. Das schützt besser vor Austrocknung. Der Rasen bleibt länger grün.

5.   Der Kräuterrasen ist einfacher als eine Wildblumenwiese anzulegen

Eine Magerwiese mit Wildblumen in einem insektenfreundlichen Garten anzulegen ist anfangs aufwendig. Die Grassode muss abgetragen, der Boden abgemagert und eventuell Sand eingebracht werden.

Nach der Aussaat von entsprechenden Wildblumen müssen aufkommende Begleitkräuter entfernt werden. Die Wiese darf nicht mehr betreten werden.

Ein Kräuterrasen dagegen muss nicht angelegt werden und ist trittfest. Verschiedene „Unkräuter“ wie Weißklee oder Gundermann wachsen trotz Trittbelastung. Zumindest bei uns im Garten.

6.   Der Kräuterrasen ist ein insekten- und tierfreundlicher Lebensraum

Wird der Rasen selten gemäht, können sich Blüten entwickeln. Diese dienen den Bienen, Hummeln und anderen Insekten zu verschiedenen Jahreszeiten als Futterquelle. Beispiele dafür sind:

  • Günsel, Gundermann und Löwenzahn im Frühjahr
  • Labkraut, Klee und Kleine Braunelle im Sommer
  • Gänseblümchen und Spitzwegerich im Herbst

Das Blütenangebot hilft den Insekten, Nahrung zu Zeiten zu finden, zu denen sonst fast nichts oder nur wenig blüht.

Wer einen Zierrasen bevorzugt, duldet oft kein Moos und versucht, es loszuwerden. Die Arbeit braucht einiges an Zeit und muss immer wieder wiederholt werden, solange die Standortbedingungen sich nicht ändern.

Allerdings ist auch Moos wichtig für die Natur. Moose spielen nicht nur eine wichtige Rolle für den Wasserhaushalt, sondern sind auch Lebensraum für Arten wie Bärtierchen und andere Kleintiere.

Im Kräuterrasen darf Moos wachsen. Wenn du Moos im Rasen duldest, wertest du den Rasen durch ein weiteres Habitat auf.   

7.   Der Kräuterrasen ist essbar

Viele der sogenannten Rasenunkräuter sind essbar. Beispielsweise trifft das auf Gänseblümchen, Gundermann oder Löwenzahn zu. Essbare Wildpflanzen enthalten oft mehr Nähr- und Vitalstoffe als Kulturgemüse.

Einige der Wildkräuter kannst du auch im Winter ernten und bereichern dadurch deinen Speisezettel zu einer Jahreszeit, in der es nur wenig frisches „Grün“ aus Garten und Natur gibt.

8.   Der Kräuterrasen macht weniger Arbeit

Ein Zierrasen macht viel Arbeit. Er muss regelmäßig gemäht, vertikutiert, belüftet, gedüngt, nachgesät, bewässert und von Unkraut befreit werden.

Alle diese Arbeiten werden in der Regel mit Gartengeräten erledigt, die ausgewählt, gekauft, gewartet, gepflegt und repariert werden müssen. Alle diese Arbeiten nehmen Zeit in Anspruch. Und selbst wer Unkrautvernichtungsmittel einsetzt, muss sich die Zeit nehmen, diese zu kaufen, zu versprühen und die Dose zu entsorgen.

Das Meiste dieser Tätigkeiten entfällt beim Kräuterrasen. Und auch gemäht wird seltener. Dadurch sparst du Arbeit und gewinnst Zeit, die du für andere schöne Dinge nutzen kannst.

Fazit

Wer bisher einen immer saftig und gleichmäßig grünen Rasen angestrebt hat und nun einen insektenfreundlichen Kräuterrasen wachsen lassen will, wird zunächst mit dem uneinheitlichen Grün des Rasens konfrontiert. An diese andere Schönheit muss sich das Auge erst gewöhnen.

Doch wer durchhält, dem bringt der Kräuterrasen viele Vorteile für Mensch, Tier und Umwelt. Er ist nicht nur für Insekten nützlich, sondern spart auch Arbeit, Geld und Zeit und schont wertvolle Ressourcen. Und wer sich die Zeit nimmt, kann interessante Sachen auf den Pflanzen sehen.

Wildpflanze Klee im insektenfreundlichen Garten. Von anderen wird Klee als Unkraut bekämpft.
Weißklee im insektenfreundlichen Rasen. Im Spätherbst fotographiert. Zu anderen Zeiten blüht der Klee üppig und ist ein Insektenmagnet.

Meine Erkenntnis mit dem insektenfreundlichen Rasen im Garten

Ich freue mich immer, wenn ich den vielen verschiedenen Insekten und Tierchen im Garten zuschauen kann. Es gibt große, noch größere, kleine und winzige Insekten und Tiere. Sie sind gestreift, einfarbig, bunt, dick, dünn oder sehr dünn, sodass ich das Gefühl habe, sie müssten eigentlich in der Mitte auseinanderbrechen. Manche schauen ja total interessant aus, wenn man sie im Detail anschaut. Ich finde das superspannend und überraschend. Mir gefällt unser Unkraut im Rasen ausgesprochen gut!

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja

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4 Kommentare

  1. Hallo Sonja,
    dank für deinen Artikel.
    Wir haben vor 2 Jahren ein Haus gekauft und einen riesengroßen Garten. Die Grünfläche muss, da wir leider (kaputte) Bäume fällen mussten wieder aufgefrischt werden. Jetzt wachsen hier alle möglichen Wildkräuter und natürlich der schöne Löwenzahn (: Freunde von uns meinten letzten: oh,ihr müsst bald mal anfangen den Löwenzahn auszustechen, der wächst sonst bald überall!
    Meine Antwort: auf gar keinen Fall!

    Ich habe soeben mit meinem Partner auch besprochen, wir werden die kahlen Stellem noch mit Rasensamen bestreuen und der Rest, darf und soll so wachsen wie es möchte.
    Bin gespannt welche Tierchen ich hier noch beobachten darf (:

    Liebe Grüße
    Katharina

    1. Hallo Katharina,
      das ist schön, dass ihr den Löwenzahn stehen lasst. Wenn sich der Standort verändert, verkommt er auch.

      Mir hatte auch mal jemand gesagt, dass ich den Löwenzahn sofort ausstechen muss … Habe ich natürlich nicht gemacht. Ist mir zu anstrengend, ganz abgesehen von den vielen Insekten, die den besuchen.

      In einem wissenschaftlichen Vortrag des hiesigen Nationalparks ging´s mal um Wildbienen. Der Referent hat erzählt, dass er mal fünfzig Wildbienen auf den Löwenzahnblüten gezählt hat!

      Ansonsten ist es immer wieder überraschend, was alles an Kräutern und Tierchen auftaucht!

      Wie wäre es, wenn ihr ein paar kahle Stellen nicht mit Rasensamen ausbessern würdet? Das wäre dann wieder ein etwas anderer Lebensraum, sozusagen ein Mini-Biotop.

      Herzliche Grüße
      Sonja

  2. Den Begriff „Kräuterrasen“ hatte ich noch gar nicht auf dem Schirm, das ist ein toller Name, den ich wohl jetzt häufiger verwenden werde. 🙂 Der sollte doch salonfähig werden und klingt wie etwas wunderbares, das man unbedingt haben muss.
    Im Moment freue ich mich total an meinem bunten Rasen, auf dem Löwenzahn und Gänseblümchen blühen und auch gepflanzte Narzissen und Tulpen. Im Sommer kommt der Klee, und jedes Mal wenn ich mähen muss (weil der Vermieter es leider so will) tut es mir so leid, dass ich den Bienen und Hummeln das Buffet abräumen muss.
    Allerdings zögere ich das Mähen so lange raus wie möglich und lasse Bereiche stehen, die ich immer abwechselnd mähe. So blüht eigentlich immer irgendwas im Garten, zu den anderen Pflanzen die ich alle bewusst danach auswähle, dass sie insekten- und/oder vogelfreundlich sind.
    Ich wünschte es würden noch viel mehr Menschen die Schönheit der „Unkräuter“ entdecken und verstehen, welchen Nutzen sie für die Natur und letztendlich für uns haben.
    Dass es Leute gibt die ihre Kinder oder auch Haustiere lieber auf mit Gift behandeltem Rasen spielen lassen als auf „Un-„Kraut ist nicht zu begreifen. Und dann wundern sie sich, warum in ihrem Insektenhotel keine Insekten einziehen wollen …
    Danke für diesen Beitrag.

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