Löwenzahn – essbar oder giftig?

Löwenzahn - essbar oder giftig

Umfragen zufolge sollen die Menschen durchschnittlich nur sechs Wildkräuter kennen, darunter Löwenzahn.

Und vielleicht kennen einige von euch die Warnung, dass man ihn nicht essen darf, weil er giftig sein soll? Ist er das wirklich oder kann man nur bestimmte Teile essen? Diese und andere Fragen rund um Löwenzahn beantworte ich hier.

Wo wächst Löwenzahn?

Das ist eine echte Überraschung! Löwenzahn wächst an vielen verschiedenen Standorten. Es heißt, dass er am besten in humosem, nährstoffreichem und stickstoffhaltigem Lehm- und Tonboden wächst.

Frühlingswiesen mit üppig gelb blühendem Löwenzahn zeigen tatsächlich sehr stickstoffhaltige Wiesen an. Außerdem bevorzugt er frische, also feuchte Böden, solche, in denen das Wasser nicht bis zur Oberkante steht, sondern in etwas tieferen Bodenschichten vorkommt.

Genauso wächst er aber auch auf kargem und trockenem Untergrund wie in Pflasterfugen, Mauerritzen, Rissen in der Teerdecke oder im Bürgersteig. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass er eine Zeigerpflanze für überdüngte Wiesen ist.

Angeblich ermöglicht es ihm seine lange Pfahlwurzel, sich aus tieferen Schichten die Nährstoffe zu holen. In unserem Garten wächst er gerne im Hochbeet und zwischen Pflaster- und Steinfugen mit kargem Unterbau aus Granitschotter.

Früher ist er bei uns im Rasen gewachsen. Das ist fast ganz vorbei. Nur ein klein wenig tummelt er sich noch in der Fettwiese. Allerdings kuschelt er sich immer noch an die Beerensträucher ran, die ich fast jedes Jahr mit Kompost füttere.

Löwenzahn bevorzugt zwar sonnige Standorte, kommt aber in unserem Garten auch mit halbschattigen Plätzen zurecht. Und ganz gern wächst er im Hochbeet.

Ihr seht, Löwenzahn ist sehr anpassungsfähig. Egal, ob seine Samen mit den Fallschirmchen in lichten Wäldern, auf Fettwiesen, Äckern, in Gemüsebeeten oder Brachflächen landen. Viele Standorte sagen ihm so gut zu, dass aus ihm was wird.

Löwenzahn-Wiese
Löwenzahnwiese im Vordergrund

Löwenzahn im Garten pflegen und düngen

Löwenzahn braucht wie so viele andere Wildkräuter im Garten keine menschliche Pflege. Ist also ein wunderbar praktisches (Wild)Gemüse für faule Gärtner. Ist das nicht toll?

Ich weiß, einige GärtnerInnen bekommen bei seinem Anblick im Garten das kalte Gruseln, rufen gar: „Der muss weg!“ und rücken dem „Unkraut“ mit dem Löwenzahnstecher zu Leibe. Andererseits freuen sie sich aber wie ein Schellnkönig über die gelbe Löwenzahnwiese vom Bauern nebenan.

Vielleicht erfährt diese hübsche Blume mehr Wertschätzung, wenn man sich bewusst macht, dass sie eine extrem insektenfreundliche Pflanze ist? Mehr dazu weiter unten.

Zurück zum Thema. Das Wildkraut wächst von alleine. Wegen seiner tiefen Pfahlwurzel muss man ihn nicht einmal gießen oder düngen. Im Gegenteil, ihr könnt ihn sogar zu Dünger verarbeiten und zu den Brennnesseln in die Jauchetonne stecken oder zum mulchen verwenden.

Ist Löwenzahn giftig?

Als Kind wurde mir gesagt, dass der weiße Milch vom Löwenzahn giftig sei und man ihn deshalb nicht essen darf.

Der weiße Saft vom Löwenzahn ist nicht giftig, jedoch ausgesprochen bitter. Und wenn man den Saft auf die Haut oder Kleidung bekommt, wird man die Flecken nur schwer wieder los.

Was kann man vom Löwenzahn sammeln und essen?

Löwenzahn könnt ihr das ganze Jahr sammeln und essen. Je nach Jahreszeit stehen verschiedene Pflanzenteile zur Verfügung.

Die geschlossene Blütenknospen, Blütenblätter und Blütenstängel können genauso gegessen werden wie die Blätter und Wurzeln.

Blütenknospen lassen sich als Gemüse verarbeiten oder als „falsche Oliven“ einlegen. Aus Blütenblättern werden Tees, Gelees oder Desserts. Über den Nachtisch oder den Salat gestreut, verschönern sie als essbare Blüten die Speisen.

Die Herstellung von Löwenzahnhonig wird man den Bienen überlassen. Aus den Wurzeln lässt sich Kaffeeersatz herstellen. Ihr könnt sie auch als Wurzelgemüse mit Nachtkerzen und Pastinaken mischen.

Die Blätter wiederum geben Salat oder Gemüsemischungen eine leicht bittere Note. Im Frühling könnt ihr an ein paar Blütenstängeln kauen. Sie sollen den Stoffwechsel fördern.

Je jünger die Blätter sind, desto weniger bitter schmecken sie. Trotzdem gebe ich im Herbst und Winter gerne ein paar ältere Blättchen in den Salat.

Leute mit Korbblütler-Allergie sollen allerdings mit dem Verzehr von Löwenzahn vorsichtig sein. Ebenso wie Leute mit Störungen des Verdauungstraktes.

Inhaltsstoffe von Löwenzahn

Die Wildpflanze enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe. Um nur einige zu nennen: Bitterstoffe, Flavonoide, Fumarine, Schleimstoffe, Pro-Vitamin A (mehr als in Karotten enthalten ist), Phytosterole, Eiweiß, Vitamin C, dreimal so viel Eisen wie Spinat, Mangan, Kieselsäure, Kupfer, Zink, Schwefel, Quercetin, Triterpene, Karotinoide, B-Vitamine, Mineralstoffe, Magnesium, Kalium und Inulin (ist auch in Topinambur enthalten).

Essbarer Löwenzahn im Hochbeet zwischen Postelein / Winterportulak

Mit was kann man Löwenzahn verwechseln?

Löwenzahn kann man mit Ferkelkraut verwechseln, dessen Blütenstängel allerdings nicht hohl ist.

… Und mehr / Wissensecke

Löwenzahn hat es auf zwei Geldnoten geschafft: auf die frühere 500-DM-Note und auf den Schweizer 50-Franken-Geldschein der neunten Serie.

Die Pflanze ist ein „Wanderer“, die von den Briten nach Neuengland und von den Franzosen nach Kanada verfrachtet worden ist.

Es gibt einen „Bayerischen Löwenzahn„, botanisch allerdings mit einer Stadt verbandelt, zu der ich einen Bezug habe, zu „Soest“. Der botanische Name lautet: Taraxacum bavaricum Soest. In Deutschland gilt er als stark gefährdet.

Andere Namen

Einige Namen von über 500 im deutschsprachigen Raum für Löwenzahn lauten Butterblume (das ist je nach Region eine andere Blume, bei uns ist das die giftige Sumpfdotterblume), Goldblume (wie schön!), Wolfszahn, Bärenzahn, Kettenkraut und Pusteblume.

Die Goldblume kann man auch „Kuhblume“ rufen. Die Schwaben erinnerte die am Boden liegende Blattrosette an Kuhfladen, weshalb die Pflanze dort unter dem Namen „Kuhdätsch“ bekannt wurde. Das ist kein so prickelnder Name für ein essbares Wildkraut.

Wegen der weißen Pflanzenmilch wurde die Pusteblume als Milchkraut, Hexenmilch oder Milchblume bezeichnet. Besonders gut gefallen mir zudem die Bezeichnungen Maienblume, Bettseicher und Ackerzichorie.

„Pappenstiel“ kommt vom lateinischen Wort „Pappus“ und das wiederum ist der Fallschirm der Löwenzahnsamen.

Lowenzahn essbar

Wortherkunft

Der botanische Name lautet „Taraxacum officinalis“. „Taraxacum“ stammt vom arabischen „tharakhchakon“. „Officinalis“ ist ein Hinweis darauf, dass die Pflanze in der Volksheilkunde als Heilpflanze genutzt wurde. 

Die gezackten Blätter haben bei der Namensgebung wohl Assoziationen an ein Gebiss hervorgerufen, weshalb die Pflanze nun „Löwenzahn“ heißt.

Botanik

Taraxacum officinalis gehört zu den Korbblütlern (Asteraceae). Es gibt über 400 Arten. Die Goldblume enthält in allen Teilen weißen Milchsaft. Das Austreten des Milchsafts dient zum Verschließen der Wunden, die man der Pflanze zugefügt hat.

Ökologie / Lebensraum

Die Butterblumenblüte ist eine Pollen und Nektar liefernde Pflanze, die von über 50 verschiedenen Wildbienen angeflogen wird! Das habe ich in einem wissenschaftlichen Vortrag vom Nationalpark Bayerischer Wald gehört. Daneben nutzen das Blümchen viele Schmetterlinge wie Zimtbär, Achateule oder Augsburger Bär.

Diese Entdeckung habe ich gemacht: Ich saß einmal auf der Terrasse und habe mich über den Löwenzahn-Busch gefreut, der in der Nähe zwischen verschiedenen Kultur- und Wildblumen gewachsen ist. „In ein paar Tagen wird der blühen“, dachte ich mir und freute mich schon auf den üppig gelben Blumenstrauß.

Am nächsten Tag hingen allerdings die Blätter wie bei einem Wurzelschaden schlapp herunter. Konnte mir zuerst keinen Reim drauf machen, was los war.

Als ich so geguckt habe, hörte ich was knabbern und dann wackelte der Löwenzahn. Typische Hinweise auf Wühlmausaktivitäten. Ihn wird doch nicht die Wühlmaus fressen? Das bittere Kraut? Aber am nächsten Tag war die Pflanze verschwunden. Dafür war ein Loch da.

Nicht nur Wühlmäuse fressen die Wurzeln vom Löwenzahn sondern auch der „Ampfer-Wurzelbohrer“, ein Nachtfalter. Außerdem erweitert die Goldblume das Nahrungsangebot der Larven von Drahtwürmern sowie Klick- und Schnellkäfern.

Volkskundliches

Im alten Germanien kochte man der Göttin Freya im Frühjahr eine Suppe mit neun Kräutern, unter anderem war Löwenzahn enthalten.

Die biologisch-dynamische Landwirtschaft arbeitet mit Löwenzahnpräparaten. Das soll die Kalium- und Kieselprozesse in den Pflanzen fördern.

Die Bezeichnung „Hexenmilch“ haben sich Leute mit viel Phantasie ausgedacht. die in der weißen Pflanzenmilch eine Verbindung zu Hexen sahen.

Löwenzahn wurde erstmals in arabischen Schriften genannt. Die Äbtissin und Heilkundige Hildegard von Bingen dagegen erwähnt ihn überhaupt nicht.

Wir haben uns als Kinder die hohlen Blütenstängel zu einer Halskette zusammengesteckt.

Meine Erkenntnisse mit Löwenzahn im Garten

Löwenzahn ist ein pflegeleichter Allrounder für den Naturgarten, nicht nur als bienenfreundliche Nahrungsquelle oder essbare Wildpflanze. Seine leuchtendgelben Blüten sind eine Augenweide und ziehen viele Insekten, unter anderem Käfer und Schmetterlinge an.

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja

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