19 Gemüse für faule Gärtner

Gemüse für faule Gärtner

Chasmologie. Schön mal davon gehört oder gelesen? Nein? Das ist die Lehre vom offenen Mund.

Was aber nichts damit zu tun hat, dass ich manchmal mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen vor unserem Hochbeet stehe. Warum? Weil ich über das Gemüse staune, das gewachsen ist, obwohl ich mich fast nicht darum gekümmert habe!

Welche Gemüse für „Faule“ in unserem Garten wachsen, lest ihr in diesem Artikel. Sogenanntes pflegeleichtes Gemüse wie Radieschen oder Salat taucht in der Liste nicht auf, dafür viele andere Gemüse.

Für Faule: Welches Gemüse ist pflegeleicht?

Pflegeleichtes Gemüse für faule Gärtner

Nachfolgend führe ich nur diejenigen Gemüse für faule Gärtner auf, die unserer Erfahrung nach tatsächlich pflegeleicht sind.

Deshalb fehlen in dieser Liste Kreuzblütengwächse wie Kohlgewächse jeder Art, egal, ob Asia-Salat, Butterkohl, Kohlrabi, Grünkohl oder Ewiger Kohl. Kohlweißlinge sind einfach unberechenbar.

Auch Tomaten und Gurken tauchen nicht auf, weil sie betütelt werden wollen. Kümmert man sich zu wenig um sie, fallen sie Pilzsporen zum Opfer.

Wühlmäuse und Schnecken berücksichtige ich nicht, denn vor denen sind auch ein Teil der genannten Gemüse nicht sicher, wenn man keine Vorkehrungen trifft.

Würde ich diese tierischen Mitesser berücksichtigen, wäre die Liste mit pflegeleichten Gemüsen für Faule extrem kurz. Zurück zum anspruchslosen Gemüse.

„Gemüse für Faule“ heißt nicht, dass diese Gemüse überhaupt keine Pflege brauchen, keine Krankheiten vorbeischauen und keine Schädlinge an ihnen nagen, sie also völlig anspruchslos sind.

Das nicht, aber im Vergleich zu anderem Gemüse hält sich der Pflegeaufwand in sehr engen Grenzen.

1) Bärlauch (Allium ursinum)

Bärlauch zählt zwar zu den Wildgemüsen, lässt sich aber im Garten gut anbauen und ist, was die Pflege betrifft, anspruchslos.

Bärlauch passt gut in Rohkost-Salat oder als Füllung für Tortellini. Wir kauen auch hin und wieder auf unreifen Samen rum. Die Ernte beginnt je nach Region im März oder April und dauert bis Mai.

2) Feldsalat (Valerianella locusta)

Feldsalat ist ein pflegeleichter Herbst- und Wintersalat, der sich bei uns im Garten durch Selbstaussaat zum Dauergemüse entwickelt hat.

Wenn Feldsalat nicht gerade im Tomaten-Topf unter einem Dach wächst, braucht er keine Pflege. Die Ernte beginnt im Spätsommer und dauert bis in den Frühling.

3) Kartoffeln (Solanum tuberosum)

Kartoffeln gibt es in vielen verschiedenen Farben, von gelb über rot bis violett. Weltweit sollen je nach Quelle über 4.000 oder über 10.000 Sorten existieren. Um für sich die beste zu finden hilft nur eins: sich durchprobieren.

Wenn es während der Wachstums-Periode nicht die ganze Zeit kalt und regnerisch ist, sind Kartoffeln ein wunderbares Gemüse für Faule. Die Kartoffel-Ernte beginnt mit Frühkartoffeln je nach Region ab Mai und endet etwa im September.

4) Knoblauch (Allium sativum)

Von den alten Griechen wurde Knoblauch „Stinkende Rose“ bezeichnet und im Alten Ägypten wurden die Körperöffnungen von Mumien mit Knoblauch verschlossen.

Wir machen was anderes mit Knoblauch: Wir pflanzen Knoblauch im Herbst an und „vergessen“ ihn dann. Knoblauch ist wirklich extrem leicht anzubauen! Wir ernten nicht nur die Knollen sondern auch die Blätter. Mmmmh! Schmecken super gut!

Die Ernte der Zehen erfolgt ungefähr ab Mitte / Ende Juli. Man kann kleinere Knollen aber auch schon vorher ernten, falls der Vorrat ausgegangen ist.

5) Kürbis (Cucurbita pepo)

Kürbisse gehören zur Familie der Kürbisgewächse, lateinisch „Cucurbitaceae“. Dieses Wort setzt sich aus „cucumis“ für Gurke und „orbis“ für Erdkreis zusammen. Letzteres  bezieht sich auf die Form des Kürbisses.

Ich habe einmal Gleisdorfer Ölkürbis angebaut. Irgendwann habe ich ihn vom Voranzuchttopf (da sah er wirklich schon schlimm aus) in einen Rasenschnitthaufen gepflanzt.

Ich war der Überzeugung, dass ihn die Schnecken fressen werden und er nicht wächst. Die Schnecken waren nach dem Auspflanzen tatsächlich unterwegs.

Im Garten war er später so gut zwischen den Gräsern vor der Hecke versteckt, dass ich mich nicht nur nicht um ihn gekümmert, sondern ihn tatsächlich irgendwann vergessen hatte.

Bis ich eines Tages einen großen Kürbis gesehen habe. Da war die Überraschung groß!

6) Lauch (Allium porrum)

Pflegeleichtes Gemüse: Lauch

Lauch ist superpraktisch beim Keimen. Denn er keimt mit nur einem Blatt, so dass man ihn leicht von „Unkraut“ unterscheiden kann.

Er kann lange im Anzuchttopf bleiben, bevor er an seinen endgültigen Platz im Beet kommt. Man kann also beruhigt warten, bis ein Platz im Chaos-Beet frei wird.

Denn er braucht sowieso viele Monate, bis er eine Größe erreicht hat, die für die Ernte taugt. Dafür erstreckt sich die Ernte dann vom Sommer über den Winter bis in das Frühjahr des Folgejahres hinein.

7) Mangold (Beta vulgaris var.)

Mangold ist botanisch betrachtet mit den Rüben verwandt. Mangold zählt wie Rote Bete zu den Gänsefußgewächsen. Wobei hier eine Änderung der Familienzugehörigkeit ins Haus steht.

Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich noch ein weiteres Gänsefußgewächs „kultiviere“? Den „Weißen Gänsefuß“, eine essbare Wildpflanze.

Mangold gibt es als Stiel- und Schnittmangold in weißen, gelben und roten Farben. Die Stiele brauchen länger zum Garen als die Blätter. Schnittmangold lässt sich bis in den Frühling des nächsten Jahres hinein ernten, bevor er im April zu blühen beginnt.

8) Neuseeländer Spinat (Tetragonia tetragonioides)

Neuseeländer Spinat keimt sehr zögerlich. Es kann bis zu 6 Wochen dauern und dann braucht er lange, um über das Anfangsstadium hinauszukommen. Aber wenn er sich mal derrappelt hat, ist er nicht mehr zu bremsen.

Er braucht viel Platz, geht jedoch nicht in die Höhe sondern in die Breite. Seine Blätter sind sehr fleischig und können wie Spinat zubereitet werden. Die Ernte beginnt, sobald ausreichend Blätter gebildet sind, etwa ab Juli und dauert bis zum Frost.

9) Pastinaken (Pastinaca sativa)

Andere Namen für Pastinaken lauten Hammelmöhre, Hirschfraß oder Speckmöhre. „Pastinak“ bedeutet übersetzt „ausgegrabene Wurzel“. Die wilde Pastinake ist eine einheimische Pflanze.

Pastinaken hießen auch „Pestnacke“, „Pestknochen“ oder „Pestnägel“. Ob die Volksheilkunde sie wie die Pestwurz als Mittel gegen die Pest eingesetzt hat, ist nicht überliefert. Der Name deutet darauf hin. Wissen tun es die EthnobotanikerInnen allerdings nicht.

Pastinaken sind ein klassisches Wintergemüse, schmecken vor allem dann süßlich, wenn sie Frost abbekommen haben. Denn danach verwandelt sich die Stärke in Zucker.

Pastinaken sind ein pflegeleichtes Wintergemüse und brauchen Monate, bis sie eine vernünftige Größe zum Ernten erreicht haben. Aber während dieser Monate des Wartens ist das Gemüse anspruchslos.

Pastinaken werden vor allem im Herbst und Winter geerntet. Die Iren sollen früher sogar Pastinakenmarmelade hergestellt haben.

10) Rhabarber (Rheum rhabarbarum)

Rhabarber ist ein Gemüse, auch wenn wir ihn wie eine Süßspeise zubereiten oder als Kuchenbelag verwenden. Es gibt grüne und rote Stangen. Die Rhabarber-Ernte endet aufgrund des ansteigenden Oxalsäure-Gehalts Mitte Juni.

11) Rote Bete (Beta vulgaris ssp.)

Rote Bete, man kann auch „Rote Beete“ schreiben, wobei ich die vom Duden empfohlene „Rote Bete“ bevorzuge. „Bete“ kommt schließlich vom lateinischen „beta“, was „Rübe“ heißt. Und das sind Rote Bete nun einmal.

Und sie kommen nicht vom „Beet“, obwohl sie sich im Gemüse- oder Hochbeet ausgezeichnet anbauen lassen. In unserem Dialekt heißen Rote Bete übrigens „Raner“, also „Randen“.

Rote Bete sind robust und wahrlich ein Gemüse für Faule. Es gibt sie in verschiedenen Farben und Formen: rot, gelb oder geringelt. In langer, runder oder platter Form. Bei Roten Beten ist optische Vielfalt angesagt.

Die Farbenvielfalt ist keine Erfindung der Neuzeit, verschiedenfarbige Randen sind schon seit dem 4. Jahrhundert vor Christus bekannt.

12) Stangenbohnen (Phaseolus vulgaris)

Stangenbohnen brauchen eine hohe Kletterhilfe. Sie sind sehr ertragreich und die Ernte geht bis Anfang September. Wenn man ein paar Dinge wie unter anderem ausreichend Wasser beachtet, steht einer üppigen Ernte nichts im Weg.

13) Stangensellerie (Apium graveolens var.)

Stangensellerie wird auch Stauden- oder Bleichsellerie genannt. Es heißt, Sellerie wäre schwer zu kultivieren. Für Stangensellerie gilt das meiner Erfahrung nach nicht.

Er braucht wie Neuseeländer Spinat, Lauch und andere Gemüse lange, bis man ihn ernten kann. Andererseits benötigt er nicht viel Platz, so dass er auch gut in den kleinen Garten passt.

Geerntet wird Staudensellerie sobald er groß genug ist, meistens so ab der zweiten Jahreshälfte. Wobei „groß genug“ relativ ist. Wir ernten ihn auch schon, wenn er noch ganz dünne Stängel hat. Dann ernten wir anstatt einem Stängel zwei oder mehr.

14) Süßkartoffeln (Ipomoea batatas)

Die heutigen ExpertInnen sind sich uneinig, ob die Süßkartoffeln von Süd- oder Mittelamerika,  von Afrika oder doch von Ostasien kommen?

Süßkartoffeln (Bataten) waren schon bald nach ihrer Einfuhr nach Europa im 16. Jahrhundert im englischen Königshaus eine beliebte Delikatesse.

Süßkartoffeln sind keine Kartoffeln sondern gehören zu den Windengewächsen. Es gibt nur ein Windengewächs auf der Welt, dessen Anbau sich wirtschaftlich lohnt: die Süßkartoffel.

Die Süßkartoffel-Ernte findet im Herbst statt und sollte vor dem ersten Frost abgeschlossen sein.

15) Topinambur (Helianthus tuberosus)

Topinambur, die auch Erdartischocken heißen, gehören zu den Sonnenblumen, wie man unschwer an ihren herrlich gelben Blüten erkennen kann.

Manche Menschen sagen, dass Topinambur wuchert. Das ist nur bedingt richtig. Auf alle Fälle ist Topinambur ein sehr pflegeleichtes Gemüse, sofern die Wühlmäuse etwas übrig lassen.

Topinambur bringt im Vergleich zu Kartoffeln drei- bis viermal so viel essbare Knollen hervor wie Kartoffeln. Die Knolle wird im späten Herbst und Winter geerntet.

16) Winterheckenzwiebeln (Allium fistulosum)

Anspruchsloses Gemüse für faule Gärtner

Von den Winterheckenzwiebeln werden nur die Schlotten (Blätter) geerntet. Sie schmecken mild zwiebelig und lassen sich in Salaten oder heißen Gemüsegerichten verarbeiten. Die Ernte ist – abgesehen von ein paar Wochen im Winter – fast ganzjährig möglich.

17) Winterpostelein (Montia perfoliata)

Postelein heißt auch Winterportulak, Kubaspinat oder Tellerkraut und gehört zur Familie der Quellkrautgewächse, wozu sonst kein anderes unserer Kulturgemüse gehört. Das ist praktisch für die Fruchtfolge, falls jemand sein Gemüse mit Plan anbaut.

Postelein stammt als Wildpflanze aus den Bergen der amerikanischen Westküste und wurde dort „Goldschürfersalat“ genannt. Denn als Pionierpflanze bedeckte er den aufgebrochenen Boden der Goldsucher und ernährte manchen von ihnen, wenn er sonst vor Armut fast verhungert wäre.

Winterpostelein hat fleischige Blätter. Die weißen Blüten sitzen auf zwei zusammengewachsenen Blättern, die wie ein Teller aussehen. Daher der Name „Tellerkraut“. Die Ernte beginnt ab etwa Oktober bis in den Frühling des Folgejahres hinein.

18) Zuckerhut (Cichorium intybus)

Zuckerhut ist ein Zichoriengewächs und überhaupt nicht zuckrig süß. Da täuscht der Name. Zuckerhut ist ein leicht bitterer Salat.

19) Zucchini

Zucchini bauen wir nicht an, aber soweit ich es mitbekommen habe, ist das ebenfalls ein Gemüse, das pflegeleicht ist.

Meine Erkenntnisse mit pflegeleichtem Gemüse für Faule

Es gibt genügend Gemüse, das wenig Aufmerksamkeit braucht, fast so wenig Aufmerksamkeit wie essbare Wildkräuter. Aber nur fast.

Denn im Gegensatz zu essbaren Wildpflanzen müssen selbst bei den genannten Gemüsen für faule Gärtner und Gärtnerinnen die Startbedingungen stimmen.

Außerdem muss man sich in Hitzeperioden um die Wasserversorgung kümmern und sie gelegentlich düngen. Doch dann ist das Gemüse anspruchslos.

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja

PS: „Chasmologie“ beschäftigt sich übrigens mit dem Gähnen.


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