Wie ein Naturgarten wenig Arbeit macht und gut für Insekten wird

Schachbrettfalter im naturnahen Garten

Lest in diesem Artikel, wie ihr vorgehen könnt, damit euer Naturgarten pflegeleicht wird und was ihr gleichzeitig tun könnt, damit es summt und brummt und viele bunte Schmetterlinge den Weg zu euch finden.

Warum ist ein Naturgarten pflegeleicht?

Ein naturnaher Garten macht weniger Arbeit, weil für die Artenvielfalt und zum Schutz von Insekten und wilden Tieren weniger mehr ist. Wie geht das?

Sehen wir uns zunächst einen klassischen Garten an. Da ist einiges zu tun:

  • Rasenpilze an den Kragen gehen
  • Zierblumenbeete vom sogenannten Unkraut befreien
  • Sträucher schneiden und den Holzschnitt zum Wertstoffhof bringen
  • Rasen oft mähen, vertikutieren, düngen, vom Unkraut befreien
  • Stauden, Sträucher und Bäume vom Unterwuchs befreien, trimmen, eventuell mit Holzhäcksel mulchen
  • Gift gegen Schädlinge und Mehltau kaufen und anwenden, nachkaufen
  • Formschnittgehölze regelmäßig in Form schneiden
  • Rasenmähroboter kaufen, Stromverbrauch steigern
  • Rasen während Hitzeperioden wässern
  • Löcher im Rasen nachsäen
  • Maulwurfshügel einebnen
  • Ameisen und Ohrenkneifer vertreiben
  • Wühlmausfallen kaufen, aufstellen, Wühlmäuse fangen und beseitigen
  • Unkraut zupfen
  • Schädlinge wie Blattläuse oder Schnecken bekämpfen
  • Von Rüsselkäfern angefressene Blätter wegmachen und sich über das schöne Muster, das sie in die Blätter fressen, ärgern
  • Rasenkanten exakt schneiden
  • und Vieles mehr!

Da fällt allerhand Arbeit an, die Zeit und mitunter Geld kostet. Im Naturgarten fallen solche Arbeiten entweder überhaupt nicht oder seltener an. Schauen wir uns ein paar Beispiele genauer an.

1. Mit Wildblumen einen pflegeleichten Naturgarten gestalten

Pflegeleichter Rasen im Naturgarten

Wir lassen überall, wo es passt Wildblumen wachsen. Sie sind sehr robust, brauchen keine Pflege und sorgen dafür, dass fast das ganze Jahr hindurch etwas blüht.

Die Liste der Wildblumen ist bei uns seeehr lange. Angefangen vom Günsel über Nelkenwurz, Goldnesseln und Glockenblumen bis hin zu Waldwitwenblumen, Nachtkerzen und Ehrenpreis. Um nur einige zu nennen.

Vom frühen Frühjahr bis zum späten Herbst fühlen sich bei uns Insekten und andere Tiere wahrscheinlich wie im Schlaraffenland. Dementsprechend summt und brummt es bei uns.

Warum sind diese Wildblumen Teil eines pflegeleichten Naturgartens? Sie erobern sich oft von alleine den Platz, den sie brauchen und ihr müsst euch keine Sorgen um Schneckenfraß oder Mehltau machen.

Wildblumen sind meistens extrem pflegeleicht und werden gerne von verschiedenen Insekten besucht. Im Gegensatz dazu erfordern gezüchtete Kulturblumen deutlich mehr Arbeitseinsatz.

2. So geht´s: im Naturgarten weniger Arbeit mit dem Rasen

Im „normalen“ Garten wird der Rasen oft jede Woche gemäht. Im Naturgarten wird der Rasen seltener gemäht. Das ist nicht nur eine Zeit- und Geldersparnis sondern auch für Insekten nützlich.

Denn längere Mähintervalle erhöhen die Vielfalt an blühenden Kräutern und Blumen deutlich. Dürfen zudem Rasenkräuter wie Gundermann wachsen, habt ihr keine Arbeit mit dem Rauspfriemeln vom Unkraut.

Ob ihr den Rasen jede Woche oder alle zwei Wochen mäht, macht einen Unterschied von 100 % Arbeitsersparnis. Mäht ihr noch seltener, ist der Arbeitsaufwand entsprechend niedriger.

In meinem Artikel über die 8 Vorteile des insektenfreundlichen Rasens könnt ihr noch mehr Argumente lesen, die für einen selten gemähten Kräuterrasen sprechen.

Noch weniger Arbeit habt ihr mit dem Rasenmähen, wenn ihr einige Flächen als Wiese behandelt. Wir haben kleine, wiesenähnliche Bereiche, die wir nur ein- oder zweimal im Jahr mähen und „echte“ Rasenflächen, die wir nur alle paar Wochen mähen. Wege, Sitzflächen und um die Hochbeete mähen wir nach Bedarf.

3. Weniger Arbeit durch mehr Gras im Naturgarten

Wenig Arbeit mit einer Wiese im Naturgarten

Zwischen Zierblumen wird Gras von vielen Leuten meist ausgerissen. Ich habe jedes Mal wieder ein schlechtes Gewissen, wenn ich Gräser ausreiße. Denn Gräser sind ein wichtiger Lebensraum für Insekten.

Manche Insekten wie zum Beispiel einige Schmetterlinge legen ihre Eier ausschließlich an Gräsern ab. Reißt man die Gräser aus, zerstört man das Gelege und damit die zukünftigen Schmetterlinge.

Zu den Schmetterlingen, für die Gräser die Raupen-Nahrungspflanze sind, zählen Dunkler Waldvogel, Großes Ochsenauge, Schachbrettfalter oder Gewöhnliches Wiesenvögelchen.

Aber nicht nur für Insekten sind ausgewachsene Gräser wichtig, sondern auch für Vögel. Im Herbst und Winter dienen Grassamen Vögeln als Futterquelle. Größere Tiere profitieren ebenfalls von hohem Gras: Igel und Blindschleichen können sich darin verstecken.

Um mehr Gras im Garten anzusiedeln, muss man seinen Garten nicht in eine Gräserlandschaft oder Wiese verwandeln. Es reicht, wenn ihr unter Bäumen und Hecken das Gras wachsen lasst. Wer es optisch aushält, kann sich selbst ansiedelnde Gräser auch zwischen Zierpflanzen wachsen lassen.

4. Weniger Arbeit mit holzigen Abfällen im naturnahen Garten

Erdkröte im pflegeleichten Garten

Im Garten fallen holzige Abfälle an. Bäume, wie eine Silberweide oder Walnussbäume, die sich alleine in den Garten geschlichen haben werden zu groß.

Sträucher, an denen wir nicht mehr vorbeikommen oder die zu weit in Blumen hineinragen oder in die Wege wachsen, schneiden wir ab oder kürzen sie. Da fällt einiges an. Aber wohin mit den holzigen Abfällen im Naturgarten?

So machen wir es: Einen Teil häckseln wir, ein Teil der Äste landet auf den Totholzhaufen, den Igel, Laufkäfer und andere Tiere nutzen.

Ein Häckselhaufen kann ebenfalls zu einem nützlichen Totholzhaufen umfunktioniert werden. Ich habe darin schon Würmer, Blindschleichen und Erdkröten entdeckt.

Der Häcksel vom Strauchschnitt lässt sich außerdem zum Mulchen oder als holzige Beigabe für den Kohlenstoffanteil auf dem Komposthaufen verwenden.

Es kommt für uns nicht in Frage, Strauchschnitt zum Recyclinghof zu fahren. Sondern was im Garten anfällt, bleibt im Garten. Wieder eine Arbeit gespart.

5. Weniger Arbeit im Garten trotz sogenannter Schädlinge

Pflegeleichter Naturgarten: Marienkäferlarve und Blattläuse

Einige Tiere machen einem im Garten Kopfzerbrechen. Wie ihr trotzdem weniger Arbeit mit ihnen habt, erfahrt ihr hier.

# Blattläuse

Nehmen wir als Beispiel Blattläuse. Blattläuse machen sich über Johannisbeere, Tomaten, Wermut und Gewöhnlichen Schneeball her?

Man könnte versuchen, sie mit Hausmitteln wie einem scharfen Wasserstrahl oder nervengiftigem Rainkohltee loszuwerden. Das macht alles einen Haufen Arbeit.

Denn die entsprechenden Pflanzen muss man kaufen oder sammeln, Tee muss zubereitet und versprüht werden – nicht nur einmal. Und auch mit dem Wasserstrahl werdet ihr öfter anrücken müssen.

Wenn im Garten nun Vögel, Wespen, Marienkäfer und Florfliegen wohnen, spart ihr euch einen Haufen Arbeit. Denn sie, beziehungsweise ihr Nachwuchs oder ihre Larven futtern leidenschaftlich gerne Blattläuse. Ich staune immer wieder, wie schnell die Pflanzen von den Blattläusen befreit sind.

Wenn ihr im Garten wilde Ecken zulasst, werden die Gegenspieler der Blattläuse von alleine den Weg in euren Garten finden. Dann erledigen Marienkäfer die Arbeit mit den „Schädlingen“ für euch.

# Schnecken

Bei Schnecken hilft vorsorgen besser als jedes Gift. Man kann nicht nur Zeit sparen, sondern spart sich auch das Geld für Schneckenkorn.

Schneckenkorn ist nicht nur für die spanische Nacktschnecke giftig, sondern auch für kleine Gehäuseschnecken, Weinbergschnecken und Tigerschnegel. Es gibt übrigens eine Wildbiene, die legt ihre Brut in leeren Schneckenhäusern an.

Aber kehren wir zum Thema zurück. Wie schafft man es, mit Schnecken möglichst wenig Arbeit im Garten zu haben?

So machen wir es: Wir bauen unser Gemüse fast ausschließlich im Hochbeet an und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Das Hochbeet muss nicht sehr hoch sein, sondern nur so hoch, dass man die Schneckenabwehr installieren kann.

Freilich verirren sich in unsere Hochbeete auch Schnecken. Wie sie da reinkommen, habe ich hier beschrieben. Jedoch geht das Absammeln deutlich schneller als in einem Bodenbeet, weil im Hochbeet viel weniger Schnecken sind. Weniger Schnecken einsammeln bedeutet weniger Arbeit.

6. Im Herbst hat man im Naturgarten weniger Arbeit

Lässt man abgestorbene Blumen, Stauden und Sträucher über den Winter auf dem Beet stehen, überwintern Tiere in Stängeln, Samenständen und Unterwuchs.

Daneben schützen sich die Pflanzen mit den abgestorbenen Pflanzenteilen selber vor starken Frösten. Denn das abgestorbene Pflanzenmaterial legt sich wie eine Decke kreuz und quer über die Pflanzen.

So braucht ihr keine Tannenzweige und anderes Material kaufen oder sammeln und als Kälteschutz auflegen. Damit spart ihr euch das herbstlich hektische Aufräumen. Im Frühjahr könnt ihr dann loslegen, müsst ihr aber nicht.

Denn wenn einem die Zeit und das schnelle Wachstum der Pflanzen davonläuft, wächst der Neuaustrieb durch das Alte hindurch und über es hinweg, sodass man es nicht mehr sieht. Damit habt ihr schon wieder Zeit für etwas anderes gewonnen.

Die abgestorbenen Pflanzenteile vom letzen Jahr, die auf dem Beet bleiben, werden im Laufe der Zeit zu Humus. Damit spart man sich auch das Ausbringen vom Kompost.

Manche Pflanzen wie etwa die Goldgarbe tun sich allerdings leichter, wenn sie im Frühjahr vom abgestorbenen Material befreit werden.

7. Mit dieser Methode hat man mit dem Gemüseanbau weniger Arbeit

Wenn ihr essbare Wildpflanzen im Garten „anbaut“, müsst ihr nicht so viel Gemüse anbauen. Wildkräuter sind nahrhafter als so mancher Kopfsalat, pflegeleicht, sehr widerstandsfähig gegen Schädlingsbefall und wenn wirklich eine Wühlmaus am Giersch oder Löwenzahn nagt, fällt das nicht ins Gewicht.

Noch ein Argument für den Anbau von essbaren Wildpflanzen: Einige dieser Wildkräuter sind wichtige Nahrungspflanzen für die Raupen von schnuckeligen Schmetterlingen.

Das Taubenschwänzchen zum Beispiel legt seine Eier am Labkraut ab. Die Raupen von Landkärtchen, Admiral, Tagpfauenauge und Kleinem Fuchs fressen Brennnesseln.

Und wie der Name schon sagt, mag die Raupe vom Distelfalter unter anderem Disteln, von denen einige zu den essbaren Wildkräutern zählen.

Die Nahrungspflanzen der Raupe des Kleinen Feuerfalters sind verschiedene Ampferarten. Unter anderem frisst sich die Raupe durch den Sauerampfer, der ebenfalls zu den essbaren Wildkräutern gehört.

Ersetzt also einen Teil eures Gemüses durch diese wunderbar nahrhaften Wildkräuter. Denn Brennnesseln, Franzosenkraut und Sauerampfer wachsen von alleine, ohne dass ihr sie wie Kohlrabi, Salat und Gurken betüteln müsst.

Meine Erkenntnisse mit dem pflegeleichten Naturgarten

Schmetterling "Kleiner Feuerfalter" im pflegeleichten Naturgarten

Ein Naturgarten oder auch wilder Garten ist pflegeleichter als ein konventionell gestalteter Garten. Die Hauptarbeit besteht aus Nichtstun. Wilde Ecken oder wilde Bereiche werden von uns in Ruhe gelassen, was nichts anderes bedeutet, als dass wir dort keinen Finger rühren.

Ein naturnaher Garten braucht zwar auch etwas Pflege, aber viele Arbeiten fallen eben nicht an oder nicht so oft. Vieles kann man sich selber überlassen und tut nebenbei etwas für die Biodiversität.

Wenn ihr euren Garten in einen Naturgarten verwandelt, dann freut euch darüber, dass es in Zukunft summt und brummt, dass Igel, Marienkäfer, Laufkäfer und viele bunte Schmetterlinge euren Garten ganz toll finden!

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja


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