Naturgarten gestalten: der erste, einfache Schritt

Naturgarten gestalten mit Gräsern in der Hecke

Ich verrate euch ein einfaches, kostengünstiges Naturgarten-Element, mit dem ihr sofort anfangen könnt, einen Naturgarten zu gestalten. Noch einfacher geht wirklich nicht!

Lest auch, was im Naturgarten Unerfreuliches passieren kann. Und warum das trotzdem kein Grund ist, der gegen einen naturnahen Garten spricht.

Naturgarten gestalten: Achtung! Das kann irgendwann passieren!

Oh nein!

Schon wieder ist es passiert!

Schon wieder habe ich eine Blindschleiche massakriert.

Ich wollte neben der Hecke mit der spitzen Sandschaufel Erde wegnehmen und woanders hintragen. Und da ist es passiert!

Unter dem vielen verfilzten Gras habe ich die Blindschleiche nicht gesehen und sie mit der Schaufel zerteilt. Oh je, oh je!

Das kommt davon, wenn man an manchen Stellen im Garten das ganze Jahr nichts tut.

Da wächst dann ein dichtes Geflecht von Gräsern und Wildkräutern und plötzlich verstecken sich dort viele Tiere: Schmetterlinge, Laufkäfer, Igel, Insekten, Schnecken, Blindschleichen, Heupferde, Ringelnattern…

Warum trotzdem einen wilden Naturgarten anlegen?

Auch wenn man selbst im Naturgarten nicht ohne versehentliches Massaker auszukommen scheint, soll einem das nicht davon abhalten, einen naturnahen Garten anzulegen.

Denn trotz der Risiken, denen man die „tierischen Mitbewohner“ aussetzt, finden sie in einem natürlichen Garten viele Lebensräume, die sie während ihrer verschiedenen Lebensstadien brauchen.

Das sind zum Beispiel Überwinterungsplätze, Unterschlupfmöglichkeiten, Platz für Jungenaufzucht oder Futterquellen. Diese Elemente sind anderswo rar.

Naturgarten gestalten: wie anfangen?

Naturgarten anlegen mit Gräsern und Wildkräutern unter Bäumen

Wie aber soll man anfangen? Wie kann man einfach, schnell und ohne Einsatz von finanziellen Mitteln einen Naturgarten gestalten?

Das allereinfachste Element, mit dem ihr sofort anfangen könnt, einen Naturgarten zu gestalten, ist:

Unter Hecken, einzeln stehenden Bäumen oder Sträuchern nichts tun.

Nicht mähen. Nicht mulchen. Nicht trimmen. Das ist doch wirklich preiswert und einfach, oder?

Wir lassen nicht nur unter der Hecke sondern auch unter manchen Sträuchern, unter manchen Bäumen wie der Eberesche und unter einigen Beerensträuchern die Gräser und Wildkräuter kreuz und quer wachsen.

Wo andere mit Unkrautfolie Wildkräuter und Gräser unterdrücken, mit Rindenmulch oder Schottersteinen mulchen und mit dem Trimmer trimmen, tun wir in unserem Naturgarten – nichts.

Außer gucken. Es macht so richtig viel Freude, durch den Garten zu streifen und die Natur zu beobachten!

Günsel hat sich unter dem Apfelbaum oder dem Aroniabeeren-Strauch breit gemacht? Super! Günsel zählt zu den insektenfreundlichen Wildkräutern.

Kriechender Hahnenfuß wächst unter den Johannisbeersträuchern? Toll! Findet doch die Hahnenfuß-Scherenbiene (eine Wildbiene), was sie braucht.

Sie ist eine hochspezialisierte Wildbiene, die nur vom Hahnenfuß Nektar holt. Ob wir sie im Garten haben, weiß ich nicht. Mir reicht das Wissen, dass Futter für sie da ist, wenn sie vorbeischaut.

Gräser und Wildkräuter wachsen als Krautschicht in der Hecke? Es gibt wilde Tiere wie das Große Heupferd, die in einer Krautschicht mit einer Mindesthöhe von 30 cm leben.

Was raschelt da hinter meinem Rücken in der Hecke? Ein Igel, der sich einen Weg durch das hohe Gras bahnt. Das Gras bietet ihm reichlich Deckung. Gut, dass wir nichts tun.

Ich sehe das Nichts-tun nicht nur unter dem Aspekt der Nützlichkeit, sondern auch unter dem der Schönheit. Mir gefällt die Atmosphäre des natürlichen Gartens.

Da kommt meine Vorliebe für die wilde Natur durch. Deshalb war ich mal ehrenamtliche Waldführerin in unserem Nationalpark. Mein Motto lautet: Unser Garten ist unser kleiner persönlicher Nationalpark.

Wenn mir dann sowas wie mit der Blindschleiche passiert, dann mag ich unseren wilden Garten noch weniger bearbeiten (heißt das woanders „pflegen?“).

Ich denke echt immer, dass ich mit den Gartenarbeiten ein Tierchen oder seinen Lebensraum stören könnte. Und mache dann lieber nichts.

Meine Erkenntnisse mit der Gestaltung eines Naturgartens

Wer anfängt, einen Naturgarten zu gestalten, fängt am besten damit an, an manchen Stellen nichts zu tun und zu beobachten, was sich tut. Das ist schon im kleinen Garten möglich.

Der Naturgarten macht nicht viel Arbeit und bietet als wildes Durcheinander Lebensraum für viele verschiedene Tiere.

Mit einem naturnahen Garten lässt es sich zudem entspannt gärtnern. Denn ein Naturgarten ist an vielen Stellen pflegeleicht, weil bestimmte Arbeiten wegfallen.

Warum soll man Gras und Wildkräuter unter Hecke oder Bäumen zeitaufwändig mähen, mulchen oder auszupfen, wenn das Nichtstun so viel nützlicher ist?

Wer braucht schon einen Rasen-Trimmer, wenn er genauso gut auf der nicht getrimmten Fläche einen super Lebensraum für kleine und große Tiere schaffen kann? Damit sich Tiere dort verstecken, ihren Nachwuchs aufziehen oder einfach nur fressen können.

Fangt am besten klein an, denn die ungewohnten, natürlichen Gartenbilder, die sich entwickeln werden, sind vielleicht für einige von euch gewöhnungsbedürftig, wirken sie auf manche doch „unordentlich“.

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja


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2 Kommentare

  1. Hallo Sonja!
    Ich bewundere alle, die einen vielfältigen Naturgarten ihr Eigen nennen.
    Wir haben auch einen. Leider fehlt die Vielfalt.
    Ich bekomme es immer sehr schnell zu spüren, wenn ich wirklich „nichts“ mache. Überall, in meinen Beeten, der Blumenrabatte, der uralten Ligusterhecke, der Benjeshecke, unter den (Obst-)Bäumen und -sträuchern, auf den Tierweiden, neben den Gartenwegen (Trampelpfaden) im Gras, im Fichtenwäldchen,… wirklich überall, übernehmen über kurz oder lang Brennesseln und wilde Brombeeren die Weltherrschaft.
    Ich liebe Brennesseln für alle möglichen Anwendungen in Garten und Küche und natürlich auch die Brombeeren. Aber unser Grundstück glich dem Dornröschenschloss, wäre ich nicht dauernd hinterher. Allerdings ist es viel zu groß und ich habe auch immer Angst irgendein Biotop zu zerstören oder einem Insekt oder Wurm die Lebensgrundlage zu nehmen, wenn ich die Wurzeln entferne (was auch nicht dauerhaft erfolgreich ist).
    Deshalb bin ich immer ein bischen neidisch, aber freue mich über jeden naturbelassenen Garten, der trotz seiner „Wildheit“ eine große Pflanzenvielfalt hervorbringt….. und über die Besitzer, die dem Garten gegenüber gelassen bleiben können! 🙂
    Danke für deine schöne Seite und viel Freude weiterhin mit deinem Garten!
    Grüße aus Norddeutschland, Silke

    1. Hallo Silke!

      „Nichts tun“ kannst du auf einzelne Flächen beschränken, zum Beispiel unter der Ligusterhecke. Ich kann mir vorstellen, dass das dem Liguster nichts macht. Wilde Brombeeren halte ich wie du im Zaum, sonst kämen wir nicht mehr zum Komposthaufen, zu den Maulbeeren oder sonst wo hin.

      Ich greife an einigen Stellen lenkend ein, überlasse aber andere Bereiche sich selber. Wenn da dann Brennnesseln wachsen, ist das halt so, weil der Standort natürlicherweise nichts anderes „Wildes“ hergibt. Da bin ich gelassen. In vielen anderen Gärten werden alle Brennnesseln ausradiert. Da hilft es vielleicht den Schmetterlingen, dass bei uns umso mehr wachsen.

      Wobei es Plätze gibt, wo ich Brennnesseln wegmache: unter Johannisbeersträuchern, zwischen Himbeerstauden und im Gemüsebeet. An der einen oder anderen Stelle auch zwischen Zierblumen, wenn die sonst verkommen würden. In der Hecke dagegen überlasse ich die Brennnesseln ihrem Schiksal.

      Ich habe festgestellt, dass sich die Vegetation im Laufe der Zeit verändert – weil sich die Standortbedingungen verändern. Unsere natürliche Vielfalt bilden oft kleine Pflanzen wie Günsel, Gundermann, Spitzwegerich oder im Frühjahr Scharbockskraut an allen Ecken und Enden.

      Dir auch weiterhin viel Freude im Garten!
      Herzliche Grüße
      Sonja

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