Schützt Mischkultur vor Kohlweißlingen?

Mit Mischkultur Raupen der Kohlweißlinge bekämpfen

Gegen den Großen und Kleinen Kohlweißling am Kohl soll ein Kraut gewachsen sein, nämlich die Mischkultur. Eine entsprechende Mischkultur schützt angeblich Kohlgewächse wie Grünkohl, Kohlrabi oder Weißkohl vor den fliegenden „Schädlingen“. Ist das wirklich so?

Kohlweißlinge gehören im allgemeinen Sprachgebrauch zu den sogenannten Schädlingen im Gemüseanbau. (Schädling ist ein Wort, das mir schwer über die Lippen geht. Dazu ein andermal mehr).

Studien behaupten, dass mindestens 10 % der weltweiten landwirtschaftlichen Ernte jährlich „Schädlingen“ zum Opfer fallen sollen. Das ist eine ganze Menge.

Aus Erfahrung sage ich: Im kleinen Gemüsegarten zu Hause können die Ausfälle beim Kohl durch Große und Kleine Kohlweißlinge bis zu 99 % erreichen.

„Nur“ 10 % beim Kohl fände ich deshalb in unserem Gemüsebeet schon richtig gut. Denn dann würden noch 90 % übrigbleiben.

Sind jetzt Kohlweißlinge deshalb schädlich? Wenn ja, dann stellt sich natürlich die Frage: „Was kann man gegen die Raupen der Kohlweißlinge am Kohl machen?“ beziehungsweise „Gibt es Pflanzen, die unseren Kohl vor Kohlweißlingen schützen?“.

Welche Mischkultur-Pflanzen sollen vor Kohlweißlingen schützen?

Eine Mischkultur aus Kohlgewächsen oder Kreuzblütengewächsen mit Sellerie, Lauch oder Tomaten soll gegen den Kohlweißling helfen.

Scheinbar verwirren die Duftstoffe dieser Gemüse den Kohlweißling. Ich weiß nicht, ob es so ist oder ob es der unterirdische Stoffaustausch über die Wurzeln sein könnte, der den Kohl weniger anziehend macht? Keine Ahnung.

Damit ich herausfinden konnte, ob diese Mischkulturen wirklich helfen oder nutzloser Aufwand sind, der nur Arbeit macht und meinem Prinzip vom einfachen, entspannten Gärtnern widerspricht, habe ich damit experimentiert.

Der Versuch: Mit Mischkultur gegen die Raupen der Kohlweißlinge

Einige unserer Mischkulturen und „Versuchsreihen“ sahen so aus:

In einem Hochbeet (Das Hochbeet ist nur 40 cm hoch – ist das jetzt ein Hochbeet oder nur ein Beetrahmen?) habe ich unter anderem Knollensellerie, Stangensellerie, Schnittlauch und Ewigen Kohl zusammen gepflanzt.

In einem anderen Gemüsebeet waren Knollensellerie, Stangensellerie und Lauch Mischkulturpartner für Chinakohl. Und wieder woanders war es ein lustiges Durcheinander mit verschiedenen Gemüsen, grad´ so, wie es gekommen ist, wobei der Sellerie fast überall mitgemischt hat. (Ich hatte im Frühjahr viel zu viel Knollensellerie vorgezogen).

Außerdem standen Chinakohl-Pflanzen und andere Kreuzblüten- und Kohlgewächse zum Vorziehen der Gemüse direkt neben den Tomatenpflanzen, die ich im Topf anbaue.

Die Tomatentriebe hingen zum Teil sogar in die Voranzuchttöpfchen! Das müsste doch für ausreichend unangenehmen Duft sorgen, oder?

Ergebnis: Hilft Mischkultur gegen die Raupen der Kohlweißlinge?

Was gegen Raupen am Kohl machen?
Raupe des Kleinen Kohlweißlings

In Sachen Kohlweißlingsschreck sah das Ergebnis beim Ewigen Kohl – und nicht nur bei dem – so aus:

Der Ewige Kohl hat super lange super gut ausgeschaut. Einzelne Eier, größere Gelege oder Raupen vom Kleinen bzw. Großen Kohlweißling habe ich per Hand abgesammelt. Es waren wirklich nicht viele, wahrscheinlich die erste Generation im Jahr. Das ging eine Weile ganz gut.

Irgendwann habe ich wahrscheinlich wegen des üppig wuchernden Kohls den Überblick verloren und von heute auf morgen waren richtig viele Kohlweißlingsraupen vom Großen Kohlweißling auf den Kohlblättern.

So viel konnte ich gar nicht absammeln, dass es etwas genutzt hätte. Schließlich habe ich aufgegeben und den Ewigen Kohl geopfert.

Bei den anderen Gemüsen wie dem Chinakohl war es auch so. Auf dem Kohlrabi saßen nur Raupen des Kleinen Kohlweißlings, da war das „Ernten“ der Raupen einfacher.

Mein Fazit? Die Mischkultur von Kohl mit Sellerie, Lauch oder Tomaten schützt den Kohl nicht vor den Raupen der Kohlweißlinge!

5 Theorien, warum Mischkultur nicht vor Kohlweißlingsraupen schützt

Jetzt fragte ich mich, warum es anfangs gut geklappt hat mit der Mischkultur aus Sellerie und Ewigem Kohl und später nicht mehr? Dazu habe ich mehrere Theorien:

Theorie 1: Das Wetter hat den Kohlweißlingen nicht gepasst.

Wegen dem ungewöhnlich langen und nasskalten Wetter waren zu Wachstumsbeginn kaum Kohlweißlinge unterwegs.

Theorie 2: Zu der Zeit fliegen sowieso nur wenig Kohlweißlinge.

Am Anfang war nur die erste Generation der Kohlweißlingsraupen unterwegs, die sowieso kaum ins Gewicht fällt. Es war also gar nicht die Sellerie-Kohl-Mischkultur, die zu Wachstumsbeginn geholfen hat, sondern die Natur, die mit kleinen Mengen Kohlweißlingen anfängt.

Theorie 3: Die Duftstoffe waren zu weit weg.

Der Sellerie in unmittelbarer Nähe vom Kohl hat den Kohlweißling verwirrt oder durch den Duft vertrieben. Als der Ewige Kohl dann größer geworden ist, war der Abstand zwischen Sellerie und den äußeren Blättern des Kohls zu groß, so dass der Duftstoff nicht mehr bis an die äußeren Ränder vom Ewigen Kohl gereicht hat. Bei Ethylen weiß man, dass der Botenstoff nur 50 cm weit reicht.

Die Kohlweißlinge waren tatsächlich ursprünglich an den weiter vom Sellerie entfernten Blättern zugange. Als dann der Kohl außen abgefressen war, mussten die Raupen in die Nähe des Selleries rücken. Aber es geht ja gar nicht um die Raupen, sondern um die Schmetterlinge, die ihre Eier ablegen.

Vielleicht konnten die Kohlweißlinge später ihre Eier nicht mehr weit weg vom Sellerieduft ablegen, weil die äußeren Kohlblätter schon besetzt waren? Und sie mussten näher an den Sellerie rücken, egal, ob ihnen der Duft zusagte oder nicht?

Theorie 4: Es waren zu wenig Duftstoffe.

Die Menge der Sellerie-Duftstoffe war für den riesigen Kohl zu wenig. Anfangs hat die Mischkultur vielleicht geholfen, weil das Verhältnis der Mengen zueinander noch ausgewogener war.

Allerdings waren die Raupen auch in den anderen Mischkultur-Durcheinander-Beeten, wo zum Beispiel Sellerie unmittelbar neben Chinakohl gewachsen ist. Somit dürfte diese Theorie keiner Prüfung standhalten.

Theorie 4: Mischkultur hilft eh nicht.

Die Mischkultur von Kohl und Sellerie oder Lauch hilft sowieso nicht gegen Kohlweißlingsraupen.

Ich sehe schon, es gibt so viele offene Fragen, da kann ich noch jahrelang damit experimentieren.

Meine Erkenntnisse mit der Mischkultur gegen Kohlweißlinge und was gut dran ist

Ich neige zu der Annahme, dass diese Mischkultur nicht gegen den Kohlweißling hilft. Es sind einfach zu viele Kohlweißlinge, die ihre Eier irgendwo ablegen wollen.

Somit werde ich vielleicht irgendwann die Kohlgewächse mit angeblich die Kohlweißlinge abwehrenden Kräutern wie Basilikum oder Kapuzinerkresse, mit Blumen wie Tagetes (ich hatte Tagetes neben Wilder Rauke – da waren auch Raupen des Kohlweißlings drauf) oder mit einem Schutznetz schützen. Die zuletzt genannte Maßnahme ist wahrscheinlich die einzig wahre, die wirklich hilft.

Eine positive Sache bleibt, wenn die Mischkultur von Sellerie und Kohl schon nicht gegen Kohlweißlinge hilft: Schweizer Forscher haben festgestellt, dass Mischkultur, die nur aus zwei verschiedenen Gemüsen besteht, schon einen höheren Ertrag als Monokultur abwirft. Bei vier Gemüsen war es schon der doppelte bis dreifache Mehrertrag.

Bei meinem Mischkultur-Versuch haben also wenigstens die Nachbargemüse der Kohlgewächse von der Gemüsepartnerschaft profitiert. Ich kann nicht klagen: Pastinaken, Stangensellerie, Schafgarbe, Franzosenkraut, Zuckerhut, Radicchio, Rote Bete usw. sind prima gewachsen. An denen waren die Raupen auch nicht dran. Logisch. Die meisten der Gemüse gehören ja zu anderen Pflanzenfamilien.

Das Ergebnis? Mischkultur im Gemüsebeet hilft zwar nicht gegen Kohlweißlinge, aber diese Erfahrung hilft Zeit zu sparen. Denn mit diesem Wissen braucht man keinen ausgeklügelten Pflanzplan für Gemüse aufzustellen, um ja bloß die Mischkultur „Kohl – Sellerie – Lauch“ hinzubekommen. Es ist eh´ wurscht, ob man Sellerie neben Kohl oder anderes Gemüse pflanzt.

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja

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4 Kommentare

  1. Hallo Sonja,
    Ich habe dieses Jahr versucht den Grünkohl ohne Netz groß zu bekommen. Tomaten haben nichts gebracht. Basilikum will bei mir irgendwie nicht wachsen, genau wie Kapuziner Kresse. Was aber wächst ist weißer Gänsefuss, den habe ich einfach gelassen. Vielleicht weil er schneller wächst und den Kohl leicht überdeckt? warum auch immer der Grünkohl neben dem Gänsefuss hat zwei Generationen des Kohlweisslings überlebt. Ich werde weiter testen viele Grüße Ana

    1. Hallo Anabel,
      Die Erfahrung mit Tomaten habe ich auch gemacht. Basilikum braucht viel Wasser.
      Kapuzinerkresse wächst bei uns im Herbst am besten.

      Das mit dem Weißen Gänsefuß über dem Kohl ist interessant.

      Viele Grüße
      Sonja

  2. Hallo SONJA
    Danke für Deinen Erfahrungsbericht mit Mischkultur und Kohlweißlingen.
    Mit Kapuzinerkresse wirst Du wohl auch keine Abschreckg erzielen, die gelten nämlich aufgrund ihrer Senfglykoside als Ersatzfutter für Kreuzblütler. Vielleicht kannst du die Falter aber damit ködern bzw ablenken?
    Tagetes kenne ich nur im Zusammenhang mit Wurzelnematoden-Bekämpfung.
    Auch die Erwartung an das Schutznetz ist -fürchte ich- ‚wishful thinking‘ denn die Viecher der 3. Generation überwintern ja im Boden und sind dann im folgenden Frühjahr schon vor Ort, unterm Netz.
    Mischkultur ist trotzdem hilfreich weil es der Bodenmüdigkeit vorbeugt.

    Tomaten dampfen wohl intensiv genug um die Karottenfliege zu verschrecken sonst hätte Louise RIOTTEs (1981) ihr Buch über allelopatische Wechselwirkungen nicht mit dem vielsagenden Titel “Carots love Tomatoes“ betitelt. Ob Basilikum trotz seines intensivem Geruchs (aber schwächlichen Wuchses da mithalten kann beim Vertreiben der bösen Geister? Dem „Tulsi“ der Inder wird das ja nachgesagt und gläubige Hindus verehren dieses Basilikum, das es zu dem ehrwürdigen Namen Ocimum Sanctum gebracht hat, sogar auf einem extra Hausaltar wachsend.
    Laß uns bitte wissen, ob diese Heilswirkung auch gg deine Kohlweißlinge hilft.
    Viel Erfolg wünscht
    WH

    1. Hallo Herrmann,

      Kapuzinerpflanze als „Opferpflanze“ habe ich dieses Jahr in die Nähe vom Ewigen Kohl gepflanzt. Bisher kann ich noch nicht sagen, ob das Auswirkungen auf den Kohlweißlinge hat. Zumindest legen die Schmetterlinge ihre Eier auf der Kapuzinerkresse ab. Und damit vielleicht weniger auf den Ewigen Kohl? Da habe ich allerdings nicht nachgeschaut.

      Das mit dem Kulturschutznetz werde ich wohl nie ausprobieren, denn das ist mir viel zu umständlich, zumal ich ja eine kunterbunte Mischung in den Beeten habe. Sodass ich die Beete eventuell täglich zum Ernten abdecken und dann wieder zudecken müsste. Was für ein Aufwand!

      Karotten sind zwar im Beet, aber Tomaten pflanze ich nie bewusst ins Beet, sodass ich diese Mischung nicht bewusst ausprobieren kann. Wenn eine Tomate selber ihren Weg ins Beet findet, ist das was anderes. Wäre aber ein großer Zufall, wenn sie gerade direkt neben den Karotten keimen und wachsen würde.

      Ich habe vor ein paar Tagen Tomatenspitzen gekappt und sie zwischen Kreuzblütengewächse wie Pak Choi und Kohlrabi gelegt. Mal schauen, ob das eine Wirkung auf die Kohlweißlinge hat.

      Viele Grüße
      Sonja

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