Gemüse vorziehen: Anleitung in 3 Schritten

Gemüse vorziehen Anleitung

Für das Vorziehen von Gemüse gibt es die unterschiedlichsten Beweggründe, bis hin zu Ungeduld.

Wenn man nur eine kleine Anbaufläche hat, sollte man auf alle Fälle auf die Voranzucht setzen, denn zu warten, bis im Beet ein Platz frei ist und dann erst auszusäen, schränkt den Ertrag erheblich ein.

Die Anzucht von Gemüse erfolgt in drei Schritten, die ich in dieser Anleitung erläutern werde. Einen Schritt kann man unter Umständen sogar weglassen.

Anleitung zum vorziehen von Gemüse

Die Anzucht beginnt schon früh im Jahr, lange bevor der Winter zu Ende ist und zieht sich bis in den Hochsommer hin. Der Ablauf bleibt immer der gleiche. Egal, ob im Winter, Frühling oder Sommer.

Schritt 1: Samen vorkeimen oder gleich in den Anzuchttopf säen

Ich keime die meisten Gemüse vor, unabhängig davon, ob ich sie vorziehe oder direkt ins Hochbeet säe.

Dazu lege ich die Samen in Wasser oder kalten Kamillentee. Durch das Einweichen quellen die Samen und bekommen einen Keimimpuls. Das beschleunigt den Keimvorgang erheblich.

Die Einweichzeit reicht bei mir von einigen Stunden (wenn ich unbedingt nach Maria Thuns Kalender alles optimal anbauen will) bis hin zu mehreren Tagen.

Das ist sehr unterschiedlich und folgt keinen Regeln. Die Dauer der Einweichzeit orientiert sich ausschließlich an meinem eigenen Zeit- und Das-will-ich-jetzt-machen-Plan.

Bei einigen Gemüsesamen warte ich jedoch mit der Aussaat in den Anzuchttopf oder ins Beet, bis die Samen im Wasser keimen. Zu diesen gehören unter anderem Karotten, Zuckerhut, Radieschen, Rettich, Radicchio und Endiviensalat.

Wer das Saatgut nicht vorkeimt, beginnt gleich mit dem nächsten Schritt, mit der Aussaat der Samen in die Erde. Ich verwende übrigens keine Anzuchterde.

Schritt 2: Saatgut in Anzucht-Töpfe säen

Nachdem die Samen eingeweicht oder gekeimt sind, säe ich sie in Anzuchttöpfe mit 7 cm Durchmesser (Plastik) oder 5 cm Durchmesser (Keramik). Bevor ich die Samen säe, wässere ich die Erde im Anzuchttopf.

In jedes Töpfchen gebe ich nur einen, zwei oder bei bestimmten Gemüsen wie Knollensellerie und Lauch auch ein paar mehr Samen.

Das ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie Alter der Samen, Größe der Keimlinge und Jungpflanzen, Größe der Samen oder Keimrate des jeweiligen Gemüses. Oder wie lange die Jungpflanzen im Anzuchtgefäß klein bleiben.

Beispielsweise kommen vom Lauch mehrere Samen in den Anzucht-Topf. Der kann lange da drin bleiben und bleibt ewig dünn.

Neuseeländer Spinat dagegen hat einen riesengroßen Samen und keimt schwer. Da stecke ich nur einen Samen ins Töpfchen. Mehr passen in das kleine Aussaat-Töpfchen nicht rein. Da er zudem anfangs nur langsam wächst, soll er alleine im Topf bleiben, damit ich ihn nicht mit pikieren stören muss.

Bei den meisten Gemüsen wie Tomaten und Paprika stecke ich ebenfalls nur einen Samen in den Topf, denn damit erspare ich mir das Pikieren. Und der Sämling wächst ohne Unterbrechung in seinem Topf weiter, muss sich nicht erst vom Umzugsschock des Pikierens erholen.

Wenn die Samen so winzig wie die vom Sellerie sind, verwende ich zum Aussäen eine Pinzette. Bei unseren kleinen Anbaumengen ist das leicht machbar.

Wie tief der Samen in die Erde muss, steht auf euren Samenpackungen. Wobei diese Angaben oft nicht stimmen.

Wenn das Saatgut schon beim Vorkeimen gekeimt ist, muss die Wurzelspitze, die sich aus dem Samen schiebt, in die Erde. Dann vorsichtig gießen oder besprühen.

Vorsichtiges Besprühen verhindert, dass Lichtkeimer unter der Erde verschwinden. Ab jetzt die Erde immer feucht halten, damit die Samen nicht vertrocknen.

Der Samen keimt und zeigt nach den Keimblättern erste echte Blätter? Jetzt geht´s an den nächsten Schritt der Anzucht von Jungpflanzen.

Anleitung Gemüse vorziehen Lauch

Schritt 3: Gemüse-Anzucht: pikieren

Wer von Anfang an in Einzeltöpfe ausgesät hat, kann sich diesen Schritt sparen. Bei einer kleinen Gartenfläche baut man meist nicht so viel Gemüse an, da geht das Vorziehen in Einzeltöpfen einfacher, weil man nicht so viel Platz für die Anzucht-Töpfe braucht, wie jemand mit einem riesigen Gemüsegarten.

Was ist Pikieren?

Pikieren bedeutet, dass man die gekeimten, kleinen Gemüse-Pflänzchen aus dem gemeinsamen Aussaat-Behälter herausnimmt und jede Pflanze in Einzelbehälter umtopft.

Wann pikieren?

Fürs Pikieren orientiert ihr euch an der Blattentwicklung der vorgezogenen Samen. Sie ist euer Taktgeber. Die Keimblätter sind die aller-, allerersten Blätter, die wachsen und schauen oft anders aus als die folgenden echten Blätter.

Am besten pikiert ihr euere Pflänzchen, wenn sie mindestens schon zwei echte Blätter nach den Keimblättern haben. Bei den meisten Gemüsen erscheinen zwei Keimblätter, außer bei Lauch, der kommt mit einem Keimblatt daher.

Wie geht pikieren?

Den Topf zum Vereinzeln mit Erde füllen und ein Loch in die Erde drücken, entweder mit dem Finger, einem Bleistift oder Pikierstab.

Die zu pikierende Pflänzchen vorsichtig an den Blättern nehmen und mit einem Gegenstand wie Bleistift, Markierstäbchen, Pikierstab oder Löffelstiel aus dem Anzuchttopf hebeln.

Hängen mehrere Jungpflanzen zusammen, diese vorsichtig voneinander lösen, so dass die Wurzeln nicht abreißen. Dann in Einzeltöpfe setzen und das Pflanzloch mit Erde verschließen. Angießen. Fertig.

Wird den Jungpflanzen wie Paprika oder Tomaten während der Anzucht der Topf zu klein, werden sie in den nächst größeren umgetopft, bis sie endgültig in das Beet dürfen.

Vorziehen Knollensellerie - Gemüse

Meine Erkenntnisse mit der Anzucht von Gemüse

Für mich hat das Vorziehen mehrere Vorteile: Es fällt leichter, den Wachstumsvorgang der Pflanze zu beobachten und ihr genau die Menge Wasser und Dünger zukommen zu lassen, die sie braucht. Sie lässt sich auch besser vor Schnecken schützen. Außerdem verfrüht man die Ernte.

Und wer auf kleinem Raum Gemüse anbaut, profitiert nochmal davon. Während die erntereifen Gemüse den Platz im Beet noch belegen, können sich durch das Vorziehen schon kräftige Jungpflanzen entwickeln. Später setzt man diese an den frei gewordenen Platz um, wo sie diesen nicht mehr so lange belegen, als wenn man jetzt erst aussäen würde.

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja

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