Naturgarten für Anfänger: Top 5 – Maßnahmen

Insektenfreundlicher Naturgarten für Anfänger, Käfer

Manche wollen ihren Garten in einen Naturgarten umgestalten, trauen es sich aber nicht, weil sie die Reaktionen von BesucherInnen und Nachbarn scheuen. „Was die wohl sagen oder denken, wenn sie den wilden Garten sehen?“

Man kann als Anfänger mit der Veränderung hin zum Naturgarten erst einmal klein anfangen, so dass andere Leute das nicht als wilden Garten wahrnehmen.

Hier lest ihr die Top 5 der Maßnahmen, mit denen Anfänger einen Garten langsam umgestalten können. Zwei davon sind sogar völlig unsichtbar.

1)        Naturgarten für Anfänger: Dünger

Es gibt zwei verschiedene Arten von Düngern: Mineraldünger und organische Dünger. Ein Naturgarten kommt ohne Kunstdünger aus.

Chemisch-synthetische Mineraldünger verbrauchen bei der Herstellung sehr viel Energie. Die leicht wasserlöslichen Mineraldünger füttern die Pflanzen und nicht den Boden.

Diese Dünger müssen passgenau auf den Nährstoffbedarf der Pflanzen abgestimmt werden. Und mal ehrlich, welche Hobbygärtner wissen schon, wie viel Milligramm gerade von dem und dem Nährstoff gebraucht werden? Und ob das Wetter gerade richtig für diese Düngermethode ist?

Eine Überdüngung kann da leicht passieren. Das wiederum kann zu einer Nitratbelastung des Grundwassers und damit des Trinkwassers führen. Das dann wieder aufwändig gereinigt werden muss.

Bei organischen Düngern, die das Mittel der Wahl für den Naturgarten sind, werden den Pflanzen Nährstoffe über das Bodenleben verfügbar gemacht und die Pflanze holt sich, was sie braucht. Organische Dünger verbessern die Bodenstruktur, das Bodenleben und fördern den Humusaufbau.

Organische Düngemittel stammen unter anderem von Kompost, von Gründüngung und vom Mulchen. Mit Schafwolle, Hornspänen und Flüssigdünger aus Abfällen der Lebensmittelindustrie gibt es organischen Dünger außerdem zu kaufen. Mit diesen Dünger-Alternativen kommen auch Anfänger im Naturgarten zurecht.

2)        Gift im Garten

Der Einsatz von Gift geht im Naturgarten überhaupt nicht. So viele Schnecken, Wühlmäuse und Wildkräuter können sich im Garten gar nicht tummeln und wachsen, als dass es dafür einen Grund gäbe.

Sogenannte Pflanzenschutzmittel und Schädlingsbekämpfungsmittel und wie sie alle heißen, sind Gifte, Gifte die dafür entwickelt wurden, um etwas zu töten.

Ich gehe sogar soweit, dass ich „Hausmittel“ wie Rapsöl-Spritzungen gegen sogenannte Schädlinge ablehne. Diese verstopfen nicht nur die Atmungsorgane zum Beispiel der Blattläuse sondern auch von deren Fressfeinden wie den Marienkäferlarven.

Für Marienkäfer sind Blattläuse übrigens keine Schädlinge, sondern etwas, das sie zum Fressen gern haben. Wenn ihr jetzt auf Gift verzichtet, braucht ihr natürlich etwas, um gefräßige Mitesser im Gemüsebeet in Schach zu halten.

Hier kommen die sogenannten Gegenspieler zum Zug. Das können zum Beispiel die oben genannten Marienkäferlarven sein oder Blindschleichen, die Schnecken fressen.

Als Anfänger im Naturgarten muss man sich allerdings darauf einstellen, dass es etwas dauert, bis die Gegenspieler im umgestalteten Garten einziehen.

Damit sich „Nützlinge“ in eurem Garten wohlfühlen, brauchen sie einen Platz zum Schlafen, Wohnen und ausreichend Futter. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Fressfeinde von „Schädlingen“ an Land zu ziehen. Unten kommen ein paar Methoden.

Erdkröte, Naturgarten anfangen

3)        Totholz im Naturgarten

Wie wichtig Totholz für den Kreislauf der Natur ist, wurde mir während meiner Ausbildung zur Waldführerin des Nationalparks Bayerischer Wald bewusst.

Im Garten, der ja kleiner als ein Nationalpark ist, hat man natürlich nicht die Möglichkeiten von großen Wäldern: stehendes Totholz, liegendes Totholz, Totholz in allen Zersetzungsstadien, dicke Bäume, dünne Äste und so weiter.

Trotzdem braucht man im Garten nicht auf Totholz zu verzichten. Solltet ihr auch nicht, denn Totholz zieht Tiere in euren Garten. Hier sind ein paar Vorschläge, wie ihr es in euren Garten einbringen könnt:

  • Ihr könnt einen alten Baum stehen lassen. Seine verschiedenen Baumteile und Verfallsstadien bieten verschiedenen Pilzen und Tieren Lebensraum.
  • Werft umgesägte Bäume oder Sträucher auf einen Haufen. Dieser hat zwar nicht die Qualität von dicken Ästen, aber bestimmte Tiere werden sich diesen Lebensraum als ihr Biotop erobern.
  • Baut eine Benjes-Hecke. Man kann eine Benjes-Hecke als Ersatz für eine andere Hecke bauen. Oder man baut diese Form der Hecke als Abgrenzung zu einem anderen Bereich. Vielleicht um den Komposthaufen einzurahmen?

Sucht euch als Anfänger im Naturgarten eine abgelegene Ecke für den Totholzhaufen oder versteckt ihn vor einer bestehenden Hecke. Wir haben zum Beispiel Wildrosen, die in die angrenzende Straße wachsen wollen. Den Heckenschnitt legen wir direkt vor der Wildrose ab.

Dann könnt ihr davor ein paar größere Blumen oder Stauden wachsen lassen und schon sehen eure Gäste diesen wilden Aspekt des Gartens nicht mehr.

Ich stehe ja oft vor unseren Totholzhaufen und frage mich, wer sich da wohl alles versteckt? Diese Frage könnt ihr auch mit euren Gästen diskutieren und damit die Bedeutung von Totholz klar stellen.

4)        Naturgarten für Anfänger: Fugen

Man vertut oft viel Lebenszeit damit, die Fugen zwischen Pflastersteinen von sogenanntem Unkraut freizuhalten, obwohl das eine unendliche Geschichte ist.

Ich gehe davon aus, dass ihr kein Gift verwendet, sondern mit einem Fugenkratzer kratzt und auch keinen Flammenwerfer hernehmt.

Wie wäre es, Fugen als Lebensraum zu betrachten? Überlasst einen Teil der Fugen sich selbst. Befreit sie nicht von Löwenzahn, Moos, Mauerpfeffer, Pestwurze und Bergminze.

Sucht euch als Anfänger für das Projekt „Fugenwachstum“ eine Stelle, die etwas abseits liegt, also nicht unmittelbar vor der Haustüre, wenn ihr euch scheut, Wildnis direkt vor der Haustür zu zeigen. Später werdet ihr mutiger. Versprochen!

Vielleicht habt ihr ein Mülltonnenhäuschen, an dessen Kante Unkraut wachsen darf? Bei uns wachsen in den Fugen kleine und große Wildkräuter, zu den großen gehören auch Schöllkraut, Disteln, Jakobs´ Kreuzkraut und orangefarbenes Habichtskraut. Wir sind in der Fugen-Frage pragmatisch, reißen jedoch Birkenkeimlinge aus.

Naturgarten für Anfänger, Fugen, Nützlinge

5)        Wie als Anfänger wilde Ecken im Naturgarten zulassen?

Wollt ihr als Anfänger erst mal mit einer kleinen wilden Ecke anfangen, sucht einen Bereich, den BesucherInnen nicht sofort sehen und baut diesen zu einer Wildniszone im Garten um.

Also nicht direkt neben der Terrasse, dem Sitzplatz im Garten oder neben dem Gemüsebeet die wilde Ecke im Garten anlegen.

Eine wilde Ecke kann ein Platz mit vielfältig verwendbaren Brennnesseln sein oder eine Stelle, die sowieso etwas abseits liegt und bereits vor sich hin dümpelt, wo ihr nicht so genau wisst, was ihr damit anfangen sollt. Vielleicht wartet dieser Platz auf genau diesen Einsatz?

Oder versucht, einen Abschnitt unter der Hecke nicht mehr in Ordnung zu halten. Wie wäre es mit dem Heckenabschnitt in der Nähe des Komposthaufens?

Blumen

Meine Erkenntnisse auf dem Weg zum Naturgarten

Manchmal fällt es als Anfänger im Naturgarten-Dasein schwer, sich über das, was andere Leute denken könnten, hinwegzusetzen. Dann hilft es, kleine Schritte zu gehen. Mit der Zeit werden es immer mehr kleine Flächen, die „verwildern“ und bis dahin könnt ihr den Menschen in eurer Umgebung erklären, warum ihr das so macht.

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja


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