Himbeeren anbauen- geht ganz einfach

Himbeeren anbauen

Kurz nachdem der Hausbau abgeschlossen und der Boden vom tonnenschweren Bagger verdichtet war, haben wir dornenlose Himbeersträucher geschenkt bekommen. Das passte, denn ich wollte im Garten sowieso Himbeeren anbauen! Kurios:

Einige Jahre später haben sich aus diesen geschenkten Himbeerpflanzen sowohl Sommer-, als auch Herbsthimbeeren entwickelt. Und manche Himbeersträucher entwickelten Dornen, andere nicht.

Himbeeren anbauen: Der Standort

Nachdem wir die Himbeersträucher heimgeschleppt hatten, wollten wir sie flugs einpflanzen. Zunächst stellte sich die Frage: Wohin damit?

Dafür habe ich mich gefragt: „Wo wachsen Himbeersträucher in der freien Natur?“ Die Antwort: am Waldrand, auf Lichtungen, auf Kahlschlägen oder bei Feldgehölzen. Also an halbschattigen bis sonnigen Flächen mit humosem Boden.

Oh je, damals hatten wir im Garten weder Schatten noch Halbschatten und auch nur total verdichteten Boden. Aber die Himbeersträucher mussten bei sommerlicher Hitze in die Erde. Deshalb haben wir die Pflanzen auf die Schnelle irgendwo hingepflanzt. Hauptsache, sie waren eingepflanzt. – Und da wachsen sie noch heute: vollsonnig. Und sie haben sich prächtig entwickelt.

Der Himbeerstrauch: 5 Regeln für Anbau und Pflege

1. Wann Himbeersträucher pflanzen und wie vermehren?

Wir haben die Sträucher im heißen Frühsommer gepflanzt, genau zu der Zeit, als wir sie geschenkt bekommen haben. Sie sind richtig gut angewachsen. Allerdings haben wir sie fleißig gegossen.

Aus den Wurzeln der Himbeeren treiben viele Ausläufer aus. Wenn man sie wachsen lässt, überwuchern sie den ganzen Garten. Deshalb muss man sich um die Vermehrung keine Gedanken machen.

Im Gegenteil! Da sie sich fleißig ausbreiten, verschenken wir immer wieder Ausläufer. Und dabei schauen wir nicht, welche Jahreszeit jetzt gerade ist.

2. Der Boden

Himbeeren wachsen an ihrem natürlichen Standort auf waldbodenähnlichen Plätzen. Um den Himbeersträuchern das Anwachsen zu erleichtern, habe ich von einem Waldspaziergang aus dem Wald von Verwandten einige Hände voll oberflächlichen Waldboden (überwiegend Fichtennadeln und etwas Laub) mitgenommen und unter die Sträucher verteilt.

Zwischenzeitlich sind einige Jahre vergangen und ich lege die Tannenzweige von Weihnachten zwischen die Himbeersträucher.

3. Himbeeren und Mischkultur: Die perfekte Nachbarschaft?

Knoblauch: In Büchern heißt es, dass der Himbeerstrauch bis eineinhalb Meter hoch wird. Unsere Himbeeren können nicht lesen. Die Ruten auf der einen Wegseite sind drei Meter lang geworden. Das gab eine Menge Himbeeren! Wie im Schlaraffenland! Nicht mal bücken mussten wir uns, um die Himbeeren abzuzupfen.

Ob das mit dem benachbarten Erdbeerbeet zusammenhängt? In diesem wächst viel Knoblauch. Vielleicht ist das die perfekte Nachbarschaft für die Himbeeren?

Buschbohnen: Bei Marie-Luise Kreuter steht, dass sich als Unterkultur Buschbohnen eigenen, da sie Stickstoff sammeln. Stickstoffsammler halte ich für überflüssig, denn es regnet Stickstoff. Ich war bei einem wissenschaftlichen Vortrag des Nationalparks Bayerischer Wald zum Thema Stickstoff. Eine der zentralen Aussagen war, dass es Stickstoff regnet.

Andererseits habe ich noch Samen von Buschbohnen, die ich nichts mehr ins Gemüsebeet pflanzen werde, und ich weiß noch nicht, wo ich sie aussäen konnte? Vielleicht zu den Himbeeren?

Ringelblumen: Marie-Luise Kreuter empfiehlt Ringelblumen als Unterpflanzung. Diese insektenfreundlichen Blumen machen sich überall gut und schauen schön aus.

4. Himbeeren düngen

Im Frühjahr bekommen unsere Himbeersträucher mit Holzasche und Steinmehl vermischten Kompost. Diese Mischung verteile ich grob zwischen den Himbeersträuchern.

Mengenangaben gibt es nicht. Das mache ich nach Gefühl. Ein paar Schaufeln Kompost und ein wenig Asche und Steinmehl und gut ist es. Gartenwerkeln muss einfach sein und Freude machen. Da will ich nicht damit anfangen, den Kompost zu wiegen.

In einschlägigen Gartenbüchern wird ja immer empfohlen, den Kompost oberflächlich einzuharken. Davon halte ich nichts.

Denn Himbeeren wurzeln oberflächlich. Mit dem Einharken würden die Wurzeln, die Ausläufer und die Tiere, die nahe unter der Oberfläche siedeln, verletzt.

Außerdem: In der freien Natur harkt auch niemand den Kompost ein. Dort fällt das Laub auf den Boden, das Gras vertrocknet und alles zersetzt sich mit der Zeit. Ich stelle mir vor, dass die Nährstoffe des Komposts im Laufe der Zeit mit dem Regen in den Boden eingewaschen werden.

Wenn wir den Garten winterfest machen, bleibt bei uns alles auf dem Beet mit den Himbeeren: Gras, Laub, einfach alles. Das zersetzt sich von alleine und die Bodenbewohner werden das ihre dazu beitragen, dass die Nährstoffe nach unten in Richtung Wurzeln wandern.

Meine Methode hat bisher gut geklappt.

Neue Ideen

Angeregt von einer Idee aus Sepp Holzers Buch über Permakultur will ich irgendwann auf den Kompost, den ich unter die Himbeersträucher schütte, Grasschnitt verteilen.

Ziel wäre es, den Kompost zuzudecken und damit nicht mehr den Witterungseinflüssen auszusetzen. Meine Erfahrung hat aber gezeigt, dass das nicht notwendig ist. Ich habe das halt gelesen und bin versucht, es auszuprobieren – irgendwann…

Ich halte alles so einfach wie möglich. Schließlich will ich Freude am Garten haben und keinen Stress. Außerdem wachsen die Sträucher im Frühjahr so schnell, dass sie den Boden sowieso bald beschatten.

Solange die Sträucher noch klein sind, wächst auch Gras und sogenanntes Unkraut, das den Boden ebenfalls beschattet. Später wird es dem Gras zu dunkel und verschwindet bis zum nächsten Frühjahr.

5. Himbeeren schneiden?

In den Gartenbüchern wird viel Aufwand mit dem Schneiden der Himbeerruten getrieben. Je nach Sorte soll man im Herbst ein bisschen was wegschneiden und später noch mal oder aber die Ruten alle im Herbst bodennah abschneide.

Ich schneide die Himbeersträucher nicht! In der Natur habe ich bisher noch nicht beobachtet, dass sie geschnitten worden wären. Bis zum späten Frühling bleibt alles stehen.

Eine Schneideaktion gibt es dann doch (manchmal – von meinem Mann): Im späten Frühling, wenn an den Himbeerruten bereits alles ausgetrieben ist, lassen sich die vertrockneten Triebe eindeutig identifizieren.

Diese kommen (vielleicht) weg. Muss aber nicht sein. Die Natur erledigt das auch von allein. Sie kann „Totholz“ abschütteln. Und zwar zu dem Zeitpunkt, an dem sie es für richtig hält.

Was ist bisher passiert?

Die Himbeerruten, die letztes Jahr im Sommer und Herbst getragen haben, treiben in den Blattachseln neu aus. Neue Ruten spitzen im Laufe der Zeit aus dem Boden hervor und tragen ebenfalls Früchte. (Das sind alles Herbsthimbeeren). Die langen Ruten vom letzten Jahr, die überhaupt noch nicht getragen haben, treiben überall aus. (Das sind Sommerhimbeeren).

Somit ernten wir von Juni bis in den Herbst stets frische Himbeeren.

Jetzt geht´s ans Eingemachte! Der Verwendungszweck

Ich liebe Himbeeren. Der fruchtige Geschmack in Kombination mit dem Säuerlichen. Mmmmmh!

Was kann man aus Himbeeren und den Sträuchern machen?

  • Naschen. Direkt vom Strauch weg.
  • Himbeermarmelade. Ich mag lieber Fruchtaufstriche, weil die nicht so süß sind. Aber das nur nebenbei.
  • Himbeeressig. Habe ich noch nie gemacht. Das nehme ich mir für dieses wieder einmal Jahr vor. Mal schauen, ob es klappt. Am besten verwendet man einen neutralen Essig wie zum Beispiel Weinessig. Essig lässt sich auch aus Himbeersaft herstellen.
  • Himbeerjoghurt. Naturjoghurt mit Himbeeren und etwas Zucker oder Ahornsirup oder anderen Süßungsmitteln vermischen und genießen. Da weiß man, was im Joghurt drin ist. Könnte ich täglich essen! Mmmmmh! Im Winter funktioniert das gut mit Tiefkühlhimbeeren.
  • Tee aus Himbeerblättern. Für den Winter habe ich Himbeerblätter getrocknet und mir mit vielen verschiedenen essbaren Wildkräutern und normalen Kräutern aus dem Garten eine Teemischung zubereitet. In Büchern wie im Kosmos Heilpflanzenführer gibt es Mengenangaben für Tees. Ich mache das nach Gefühl. Und die Ziehzeit stoppe ich auch nicht mit der Uhr.
  • Ersatz für Schwarztee. Die Himbeerblätter lassen sich fermentierten. Das habe ich ausprobiert. Da ich kein Fan von Schwarztee bin, kann ich nicht beurteilen, ob das nun gut oder weniger gut schmeckt.  
  • Himbeersirup. So süßes Zeug mag ich nicht. Dafür stelle ich mich bestimmt nicht in die Küche.
  • Himbeersaft. Das ist geschmacklich sicher ein Höhepunkt. Es ist nur schade um das gute Fruchtfleisch.
  • Smoothies. Himbeeren und Blätter eigenen sich als Zutaten für Smoothies. Lecker!
  • Pfannengemüse. Bei Fleischhauer und Guthmann habe ich gelesen, dass man im Frühjahr die neu austreibenden Ruten schälen und als Pfannengemüse zubereiten kann. Das habe ich nicht ausprobiert. Aber dann ernte ich weniger Himbeeren, weil die fruchttragenden Ruten der Himbeersträucher weggefuttert sind.
  • Blüten und Knospen: Die soll man laut Büchern essen können. Ich habe sie noch nicht gegessen.
  • Wintervorrat. Die Früchte lassen sich wunderbar einfrieren. Direkt vom Strauch in die Tiefkühlbox und ab damit. So frische, handverlesene, eingefrorene Himbeeren gibt es bestimmt nirgendwo zu kaufen.
  • Kuchen. Himbeeren eigenen sich als Kuchenbelag.
  • Trockenfrüchte. Himbeeren können getrocknet werden. Diese Trockenfrüchte passen ins Müsli oder zusammen mit Schokolade mit hohem Kakaoanteil in den Mund stecken. Mmmmh!

Inhaltsstoffe (Kraut und Früchte)

Die Himbeeren und die Blätter enthalten folgende Vitalstoffe:

Gerbstoffe, Flavonoide, Kalium, Magnesium, Mangan, Eisen, Vitamin C, Vitamin E, Anthozyane, viele Ballaststoffe, Fruchtsäuren, Schleimstoffe, Aromastoffe, Pektin, Mineralien, B-Vitamine, Provitamin A, Kalzium. Und bestimmt noch eine Menge anderer Sachen.

Wissensecke

Wort-Herkunft

Auch wenn die Himbeere mit „Him“ anfängt, kommt der Name nicht von Himmel, obwohl die Frucht himmlische Freuden bereitet.

Die Himbeere ist ethnologisch die sogenannte Hundlaufbeere oder Hirsch(kuh)beere, die Beere, die die Hirschkuh gerne frisst. (Die Hirschkuh ist nicht mit dem Reh zu verwechseln. Das Kind vom Reh ist das Kitz und das Kind der Hirschkuh ist das Hirschkalb. … Aber das nur nebenbei).

Vielleicht ist auch gemeint, dass sich die Hirschkuh mit ihrem Nachwuchs gerne in den Himbeersträuchern versteckt.

Die Bedeutung der Himbeere als Lebensraum / Ökologie

An den Blüten und Früchten naschen und nuckeln Insekten wie zum Beispiel Wespen. Ich habe beobachtet, dass die Wespen bei uns nur die überreifen Himbeeren fressen.

Die erwachsenen Lederwanzen und und deren ältere Larven saugen auch an den Früchten. Es heißt, an den Fraßstellen sollen sich besonders viele Polyphenole entwickeln… Ich bin trotzdem nicht drauf erpicht.

Außerdem schaue jede Himbeere einzeln an, ob eine Made drin hockt, der die Himbeere genauso schmeckt wie mir.

Schnecken naschen ebenfalls an den Himbeeren. Kein Weg nach oben ist ihnen zu weit.

Essen für die Seele

Wolf-Dieter Storl meint, dass den Himbeeren in der Ethnobotanik herzstärkende Eigenschaften zugeschrieben würden und sich das auch auf das Gemüt beziehen würde.

Dass Himbeeren gut fürs Gemüt sein könnten, leuchtet mir ein. Denn ich freue mich jeden Tag, wenn ich von meinem Vorrat nasche. Und das nicht nur zur Erntezeit, sondern auch im Winter.

Handwerkliches

Himbeeren eigenen sich zum Färben von Wolle. Das ergibt wohl gelbe Farben. Ausprobiert habe ich es nicht. Hat damit jemand Erfahrungen?

Mystisches

Es heißt, wenn die Himbeersträucher viele Früchte tragen soll das einen kalten Winter ankündigen. Das mit dem eiskalten Winter nach einer ausgezeichneten Himbeerernte war zumindest schon zweimal richtig.

Im Winter 2017 / 2018 hatten wir nachts zweistellige Minustemperaturen. Brrrh. Nachts bitterkalte minus 15 Grad und tagsüber war es mit minus 8 Grad nur unwesentlich wärmer. Im Sommer 2018 folgte eine üppige Ernte. Den Zusammenhang zwischen Wetter und Ernte werde ich weiter beobachten.

Sonst noch etwas?

Beim Wandern esse ich gerne die wild wachsenden Himbeeren, die viel kleiner als die gezüchteten sind und geschmacklich nicht zu übertreffen sind.

Botanik

Das hat mich überrascht: Die Himbeeren sind keine Beeren, sondern Sammelsteinfrüchte. Steinfrüchte sind beispielsweise auch Kirschen.

Meine Erkenntnisse mit Anbau und Pflege von Himbeeren

Himbeeren anbauen ist einfach. Der Pflegeaufwand hält sich in Grenzen. Was „viel Arbeit“ macht, ist die Ernte der überaus üppigen tragenden Himbeersträucher. Aber das werde ich wohl ertragen, solange ich Himbeeren mag.

Wir ernten jedes Jahr so viele Himbeeren, dass wir sie zusammen mit den anderen Beeren und dem Wildobst gar nicht alle aufbrauchen können. Und trotzdem kann ich mich von fast keinem wuchernden Himbeer-Ausläufer trennen. Sowohl von den Himbeeren als auch von den Ausläufern bekommen andere Leute was ab. Da ist die Freude groß!

Viel Freude in Garten und Natur

Sonja

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4 Kommentare

  1. ich habe beibachtet, dass die gleiche Himbeere, an einer anderen Stelle gepflanzt, geschmacklich ungeniessbar ist. Eoran könnte das denn liegen? Fies ist mir im eigenen Gatten und im Garten meines Sohnes aufgefallen. Boden vielleicht? Wer hst ähnliches erfahren? Gruss von Hemma

    1. Hallo!

      Da ich meine Himbeeren bisher nie umgesetzt habe, habe ich damit auch keine Erfahrung. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es mit dem Boden zusammenhängt?

      Viele Grüße
      Sonja Berndl

  2. Sehr sympathische Auffassung von Garten und ‚garteln‘ bzw. Gärtnern. Steht mir sehr nahe, möchte gerne mehr lesen.
    Herzliche Grüße, Kurt Weiser

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